Limburg. Der Finanzskandal im Bistum hat nicht nur die Katholiken erschüttert. Viele Menschen fragen sich noch immer, warum der 5-Millionen-Euro-Betrug des langjährigen Kassenchefs nicht früher aufgefallen ist ...

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Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei
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Der Finanzskandal im Bistum und die Konsequenzen: Mehr Prüfer, strengere Regeln

Von Joachim Heidersdorf

Wir haben den Finanzdirektor des Bischofs gefragt, ob und wie die angekündigten Konsequenzen umgesetzt worden sind.

 Der Finanzskandal im Bistum hat nicht nur die Katholiken erschüttert.Bild: Der Finanzskandal im Bistum hat nicht nur die Katholiken erschüttert.

Der Finanzskandal im Bistum hat nicht nur die Katholiken erschüttert.Der Finanzskandal im Bistum hat nicht nur die Katholiken erschüttert.Der Finanzskandal im Bistum hat nicht nur die Katholiken erschüttert.Hans-Peter Althausen räumt seinen Schreibtisch. Der Finanzdirektor muss allerdings nicht gehen, weil er die Verantwortung für den jahrelang unbemerkten Schwindel in seinem Haus trägt. Im Gegenteil: Der Bischof hat ihm ausdrücklich für seine Arbeit – auch in dieser Sache – gedankt und ihn gebeten, noch etwas länger im Dienst zu bleiben. Ein halbes Jahr hat Althausen deshalb drangehängt, morgen wird er nach 39-jähriger Tätigkeit im Bistum feierlich verabschiedet.

Der 61-Jährige wollte den unglaublichen Vorgang unbedingt selbst abwickeln und sicherstellen, dass sich ein solcher Skandal nicht wiederholen kann. Wenigstens nicht so leicht. «Mit unseren neuen Instrumenten wären die Unterschlagungen auf jeden Fall früher entdeckt worden», sagt Althausen.

Neue Strukturen im Bischöflichen Ordinariat (BO), personelle Veränderungen, zusätzliche Mitarbeiter für die interne Revision, mehrere externe Prüfungen sowie die Suche nach schwarzen Konten und Kassen: Nach der Verurteilung des langjährigen Ex-Rentamtschefs Werner Jung-Diefenbach am 12. März dieses Jahres ist in der Verwaltung des Bistums eine Menge passiert.

Keine Einzelvollmachten

Die externen Kontrolleure haben laut Althausen festgestellt, dass der Betrug nicht auf die Organisationsstruktur im BO, sondern auf die kriminelle Energie eines Einzelnen zurückzuführen ist. «In diesem Fall kamen zu viele verheerende Verkettungen hinzu», erklärt Althausen: Der Rendant hatte Einzelvollmacht, das Vier-Augen-Prinzip im Amt war außer Kraft gesetzt, weil die Chef-Buchhalterin die Geliebte war, und die Funktionsbündelung Jung-Diefenbachs machte es möglich, dass der Rentamtsleiter, Geschäftsführer des Gesamtverbandes der Katholischen Kirchengemeinden Limburgs und ehrenamtlicher Kirchenrechner in Lindenholzhausen mit sich selbst Geschäfte machen konnte.

All dies ist künftig ausgeschlossen; es gibt im Bistum keine Einzelvollmachten und keine Ämterverquickungen mehr. Und auch keine schwarzen Konten und Kassen – hoffen jedenfalls die Verantwortlichen.

Im Prozess waren sie aus allen Wolken gefallen, als Jung-Diefenbach die Existenz geheimer Konten als die Regel im Bistum darstellte. In den vergangenen Monaten staunten die Mitarbeiter im Finanzdezernat noch mehr: Die 340 Kirchengemeinden im Bistum haben insgesamt mehr als 300 Konten gemeldet, von denen das BO nichts wusste!

Für Hans-Peter Althausen allerdings kein großes Drama. Die hohe Zahl sei auf den ersten Blick sicherlich erschreckend, der Hintergrund weniger. «Von mehreren Konten hätten wir informiert sein müssen», sagt der Finanzdezernent. In den meisten Fällen handele es sich jedoch um relativ unbedeutende Konten, zum Beispiel von Kirchenchören, kleinen Alten-, Jugend- oder Spielgruppen.

Werner Jung-Diefenbach hatte auf einem dem BO unbekannten Konto seiner Pfarrgemeinde St. Jakobus Lindenholzhausen mit großen Summen jongliert; insgesamt rund eine Million entnommen, den größten Teil davon allerdings vorher vom Rentamt dorthin überwiesen. Unterm Strich fehlten der Pfarrei 73 000 Euro.

Gläserne Pfarreien

In zwei emotionsgeladenen Versammlungen mit den Verwaltungsräten der Kirchengemeinden, eine in der Limburger Marienschule, schlugen die Wellen hoch. Nach Informationen der NNP protestierten zahlreiche Gemeinden dagegen, finanziell gläsern zu werden und jedes Konto preiszugeben. «Aus rechtlichen Gründen müssen wir darauf bestehen», erläutert Althausen, «und ohne Ausnahme.»

Die über 300 nachgemeldeten Konten werden nun in den Jahresabschlüssen der Kirchengemeinden und damit auch in den Rentämtern Nord und Süd für 2010 bilanziert.

Was ist aus den anderen Konsequenzen geworden, die Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst und Finanzdirektor Hans-Peter Althausen in einer Pressekonferenz unmittelbar nach der Urteilsverkündung am 12. März angekündigt haben?

Die Personalverantwortung liegt vom 1. Januar an nicht mehr bei den Dezernenten, sondern zentral für alle Abteilungen beim Generalvikar. Das Statut des Bischöflichen Ordinariats ist in diesem Punkt geändert worden.

Die Stellen des Rendanten und des Leiters Rechnungswesen im Katholischen Rentamt Nord in Hadamar sind mit externen Kräften neu besetzt worden. Der neue Geschäftsführer des Gesamtverbandes Limburg kümmert sich ausschließlich um diese Aufgabe und hat keinerlei Funktion auf Bistumsebene.

Mitarbeiter, die im BO unmittelbar mit wirtschaftlichen Angelegenheiten der Kirchengemeinden betraut sind, dürfen in ihren Heimatpfarreien keine Ehrenämter wahrnehmen, die Verantwortung im Finanzbereich mitsichbringen.

Die interne Revision, die bis zum Frühjahr nur aus einem Mitarbeiter bestand, wird personell verstärkt. Als Leiterin fungiert jetzt eine frühere Wirtschaftsprüferin und Steuerberaterin. Bis voraussichtlich 2012 soll die Abteilung auf sechs Beschäftigte erweitert werden. Neben der allgemeinen kaufmännischen Revision soll es künftig eine Bau- und eine IT-Revision geben, für die Spezialisten (Architekten, Bauprüfer, Informatiker) eingestellt werden.

Externe Gesellschaften begutachten über die regelmäßigen Jahresabschlussprüfungen hinaus beide Rentämter und das Rechnungswesen im BO sowie das Diözesanbauamt und die Datenverarbeitung. Dabei geht es auch darum, Abläufe und Strukturen zu verbessern. In den vergangenen Monaten hatten die Kontrolleure verschiedener Gesellschaften nach Angaben von Althausen nichts zu beanstanden. Neben den Rentämtern sind unter ander anderem die Kindertagesstätten im Gesamtverband Limburg, der mit Limburg vergleichbare Gesamtverband Frankfurt und die IT-Abteilung unter die Lupe genommen worden. Der Abschlussbericht für das Bauamt, in dem auch die Ausschreibung und Vergabe von Projekten untersucht wurden, soll in der nächsten Woche vorliegen. (hei)

Artikel vom 15. Dezember 2010, 19.31 Uhr (letzte Änderung 17. Dezember 2010, 04.03 Uhr)
[Hier] finden Sie den Original Artikel auf der NNP Seite mit Kommentaren unter dem Artikel.

[Hier] im Webauftritt von Lindenholzhausen.de finden Sie unseren Artikel "Untreue-Prozess: Berichte & Ergebnisse" mit der Historie und entsprechenden Links.

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