Limburg Der Fall ist aufgeklärt, der Täter hat gestanden: Trotzdem wird das Verfahren gegen den langjährigen Leiter des katholischen Rentamts in Hadamar mit großer Spannung erwartet ...

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Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei
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Millionenbetrug im Bistum: Gericht gibt Platzkarten für 100 Zuhörer aus

Das Limburger Landgericht rechnet zum Prozessauftakt mit vielen Neugierigen. Die zahlreichen Journalisten werden in den Schwurgerichtssaal umquartiert, damit im Zuhörerraum hinter der dicken Glasscheibe möglichst viele Bürger Platz finden. Knapp 100 werden am Dienstag das Verfahren um Untreue im Bistum verfolgen können.

Aber sie müssen früh aufstehen. Nach der Öffnung des Justizgebäudes um 7.30 Uhr gibt der Wachtmeister in der Reihenfolge des Erscheinens Einlasskarten aus (pro Person eine). Die Inhaber eines Tickets müssen 15 Minuten vor Sitzungsbeginn ihre Plätze einnehmen (und später jeweils fünf Minuten vor einer Sitzungspause).

Der Vorsitzende Richter Josef Bill will die Verhandlung gegen Werner Jung-Diefenbach aus Lindenholzhausen um 8.30 Uhr eröffnen. Als Beisitzerin wirkt Richterin Tanja Schmidt mit. Die große Strafkammer ist außerdem mit zwei Schöffen besetzt.

362 Untreue-Fälle aufzählen

Oberstaatsanwalt Hans-Joachim Herrchen vertritt die Anklage; er hat auch die Ermittlungen geleitet. Am Dienstag muss Herrchen noch einmal Schwerstarbeit in dieser Sache leisten – und nacheinander 362 Fälle aufzählen! Ein monotones Prozedere, weil sich die Delikte wiederholen: Werner Jung-Diefenbach hat in den vergangenen fünf Jahren von den Konten des Gesamtverbandes der Katholischen Kirchengemeinden Limburg und seiner eigenen Pfarrei St. Jakobus Lindenholzhausen 360 Mal 7500 Euro und zwei Mal 5000 Euro in bar abgehoben – übrigens immer in der Limburger Zentrale oder der Hadamarer Außenstelle einer heimischen Bank. Der 55-Jährige, der seit dem 9. Oktober in Untersuchungshaft sitzt, wird von einem Jugendfreund aus Lindenholzhausen verteidigt; Detlev Rörig hat eine Kanzlei in Diez.

Die Zuhörer sollen bis zu einer Unterbrechung auf ihrem Stuhl ausharren. «Mobiltelefone sind rechtzeitig auszuschalten. Der Verzehr von Getränken oder Speisen jeder Art ist nicht gestattet», heißt es weiter in einer gestern verbreiteten Pressemitteilung. Das Landgericht geht aufgrund dieser Hinweise offensichtlich davon aus, dass manche Zuschauer erstmals in einem Gerichtssaal sein werden.

Gericht: Kein Spektakel


Ein öffentliches Spektakel will das Landgericht (LG) auf jeden Fall verhindern. Der Vorschlag aus Lindenholzhausen, den Prozess wegen des großen Publikumsinteresses ins Bürgerhaus zu verlegen, wurde deshalb gar nicht erst erörtert. «Einer solchen Erweiterung der Öffentlichkeit steht die Menschenwürde des Angeklagten entgegen, der nicht zum Schauobjekt degradiert werden darf», sagte LG-Sprecher Dr. Andreas Janisch gestern der NNP. hei

[Hier] finden Sie den Original Artikel auf der NNP Seite mit Kommentaren unter dem Artikel.

[Hier] im Webauftritt von Lindenholzhausen.de finden Sie unseren Artikel "Untreue-Prozess: Berichte & Ergebnisse" mit der Historie und entsprechenden Links.