Diez/Limburg. Bis Heiligabend stellt die NNP täglich Menschen aus der Region vor, die sich auf verschiedene Art und Weise in die Vorweihnachtszeit einbringen ...Winfried Breser fährt zum Spiel in die Justizvollzugsanstalt nach Diez
Winfried Breser spielt gerne Skat. Seit zwölf Jahren kommt der 71-Jährige regelmäßig in die Justizvollzugsanstalt Diez und leitet dort eine Skat-Gruppe mit derzeit acht Gefangenen. Kurz vor Weihnachten gibt es dann ein Turnier; ums Gewinnen geht es hierbei aber nicht. "Wir spielen, weil es Spaß macht – übermütiger Ehrgeiz ist hier fehl am Platz", sagt Winfried Breser. Am Ende bekommt jeder eine Urkunde. Und die verleiht der Lindenholzhäuser seinen Spielern während eines gemütlichen Adventsnachmittags. "Den Schulungsraum dekoriere ich dann mit weißen Tischdecken und Tannenzweigen", sagt er. "Es läuft Weihnachtsmusik, der ein oder andere trägt etwas vor, und ich lese eine Weihnachtsgeschichte."
Diese kleine Feier sei für die Gefangenen etwas Besonderes; viele seien gerade in der Adventszeit sehr einsam, häufig hätten die Inhaftierten keinen Kontakt mehr zu ihren Familien und Freunden. Wenn es dann besinnlich und gemütlich werde, "dann gibt es schon mal ein paar Tränen", sagt Winfried Breser aus Lindenholzhausen. "Diese hartgesottenen Jungs haben eben auch eine andere Seite, einen weichen Kern."
Schon seit mehreren Jahrzehnten engagiert er sich in der Kirche. Auf einer Tagung war er dann mit Manfred Jarmer von der katholischen Seelsorge an der JVA Diez ins Gespräch gekommen; so entstand die Idee, einen Gefangenen, zunächst eine Einzelperson, zu betreuen. "Da hat die Chemie von Anfang an gestimmt, und ich habe ihn bis zu seiner Entlassung begleitet", sagt der ehrenamtliche Vollzugshelfer. Danach hat er seine Skatgruppe gegründet.
Rund zweieinhalb Stunden dauert der Adventsnachmittag bei Kaffee und Kuchen. "Für mich ist es wichtig, dass ein bisschen Weihnachtsstimmung aufkommt, dass die Gefangenen zum Beispiel auch den typischen Weihnachtsgeruch riechen können", sagt der ehrenamtliche Vollzugshelfer. Deshalb bringe er den Männern auch Apfelsinen und Plätzchen mit. Kerzen und Kugeln sind nicht erlaubt – die Inhaftierten könnten sich damit etwas antun.
"Ich glaube, dass die Vorweihnachtszeit auch für die Gefangenen eine Zeit des Nachdenkens, vielleicht auch der Reue ist", sagt er. An Heiligabend gibt es einen Gottesdienst, an dem auch Winfried Breser teilnimmt; danach geht es für die Gefangenen zurück in ihre Zellen. "Die Leute müssen sich auf mich verlassen können", sagt der gelernte Elektromeister. Deshalb sei es ihm wichtig, einmal in der Woche in der JVA zu sein. "Außer, wenn ich im Urlaub oder krank bin, bin ich immer da – und die Gefangenen auch", sagt Winfried Breser. lu
Artikel vom 12. Dezember 2012, 03.26 Uhr (letzte Änderung 12. Dezember 2012, 05.03 Uhr)
Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.
