Limburg-Lindenholzhausen. Einen interessanten Rundblick über die Geschichte der Müllfahrzeuge seit dem Zweiten Weltkrieg bot eine «Oldtimerfahrt der Entsorgungsfahrzeuge» in Lindenholzhausen ...
Hinweis: Verwendung der Artikel der Nasauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.
Ausstellung in Lindenholzhausen
Von Sascha Braun
... Es ist für uns selbstverständlich, im wöchentlichen Rhythmus volle Mülleimer auf die Straße zu stellen. Bei einer «Oldtimerfahrt der Entsorgungsfahrzeuge» wurde am Donnerstag deutlich, dass die Geschichte der Müllentsorgung keineswegs so alt ist.
Auf dem Gelände der Städtereinigung Bördner GmbH in Lindenholzhausen machten die Tour-Fahrzeuge Station. Viele Besucher waren gekommen, um einen Blick auf die historischen Fahrzeuge zu werfen. Der «Verein Förderkreis der Oldie-Entsorgungsfahrzeuge vom Niederrhein Foen» hat es sich zur Aufgabe gemacht, die alten Fahrzeuge wieder herzurichten und durch ganz Deutschland zu fahren.
«Da steckt viel Liebe mit drin», sagt Jakob Ingendae; er ist seit 38 Jahren in der Entsorgungswirtschaft tätig. «Es sind alte Fahrzeuge, die früher oft in einem Schuppen gestanden haben.»
Jakob Ingendae weiß noch, wie alles nach dem Zweiten Weltkrieg angefangen hat: «Damals wurden der Hausmüll einfach lose auf Trecker oder Karren geladen, wegen der verschiedenen Öfen war vor allem sehr viel Asche dabei.»
Dann aber haben sich die Städtereinigungen ein neues System ausgedacht – das der so genannten staubfreien Müllabfuhr. Die wurde in den Jahren 1950 bis 1952 allmählich in deutschen Großstädten eingeführt, in ländlichen Gegenden meist etwas später.
Mülleimer aus Kunststoff waren ein Novum
Absolutes Novum damals waren die Müllbehälter aus Kunststoff, «mit dem eine geoordnete Abfuhr stattfinden konnte», sagt der Fachmann. Die Eimer mussten in einen Zapfen eingehängt und verriegelt werden, wurden dann mit Muskelkraft in die so genannte Schüttung entleert. In der Schüttung, also dem Inneren des Wagens, befand sich eine Trommel, die mit Hilfe einer großen Schraube den Abfall in den vorderen Teil des Wagens beförderte. «Es gab keine Elektronik, nur Muskelkraft war gefragt», sagt Ingendae und zeigt auf einen Trommelmüllwagen aus dem Jahr 1960. Er hatte gerade einmal ein Fassungsvermögen von fünf Kubikmetern. Im Vergleich zu heutigen Fahrzeugen «ein Spielzeug».
Was damals noch anders war: Jeglicher Abfall landete in einer Tonne. Erst im Laufe der Zeit kam die Mülltrennung auf. Das war auch die Geburtsstunde für die mit Hydraulik angetriebenen Pressfahrzeuge, die es heute noch gibt.
Und auch der Beruf des Müllmanns hat sich gewandelt. Der Lehrberuf mit Abschluss, der vor rund 20 Jahren ins Leben gerufen wurde, nennt sich Entsorger. Die Männer müssen Bescheid wissen über die Abfallzusammensetzung, Gefahrenstoffe aus Hausmüll oder Bauschutt. Man sollte die mittlere Reife haben, um diesen Beruf zu erlernen, kann später studieren, um Entsorgungsingenieur zu werden.