Der Sauerborn in Lindenholzhausen sprudelt wiederLimburg-Lindenholzhausen. Erleichterung macht sich breit, denn die seit vergangenen Dezember nahezu versiegte Sauerbornquelle in Lindenholzhausen fließt seid gestern Nachmittag (Mittwoch) wieder! Wie die NNP berichtete, befürchtete der inoffizielle Sauerborn-Beauftragte des Ortes, Bernhard Rompel, schon dass möglicherweise sogar eine Neubohrung notwendig werden könnte. Schließlich ranken sich viele Mythen um den Hollesser Sauerborn. So sagt man, dass er die hervorragenden Kehlen der vielen Sängerinnen und Sänger ölt, denn Lindenholzhausen wird mit seinen vielen Chören oft als das „größte Sängerdorf der Welt“ bezeichnet ...

Um die Ursache des Versiegens zu ermitteln musste zunächst der untere Brunnenraum, welcher normalerweise um einen Gegendruck aufzubauen mit Wasser gefüllt ist, von der Freiwilligen Feuerwehr ausgepumpt werden. Nachdem die Feuerwehr im April nach dem Pumpen und Freimessen wegen der vorhandenen Kohlensäure den sicheren Zugang gewährleistete, stiegen Bernhard Rompel und Brunnen-Experte Jürgen Schang von der gleichnamigen Staffeler Firma hinab in das Gewölbe. Schon auf den ersten Blick stellten sie fest, dass aus zwei über den Brunnenrohren angebrachten Flanschen kräftige Wasserstrahlen herausspritzten. So ging Druck verloren und dieser reichte nicht mehr, um die nach oben führende Leitung zu befüllen.

Auf insgesamt drei Steigrohren wurden neue Flansche zur Verrohrung angebrachtBild: Auf insgesamt drei Steigrohren wurden neue Flansche zur Verrohrung angebracht.

Anfang dieser Woche stiegen Rompel und Schang dann wieder hinab und brachten an 3 Rohren, die auf entsprechenden Fassungen tief unter dem Brunnengebäude sitzen, neue Flansche an. Danach wurden diese mittels eines Rohrsystems miteinander verbunden und zum oberen Brunnenraum zur Entnahme in einem Auslauf zusammen geführt. Es dauerte eine ganze Zeit, bis der Druck entsprechend aufgebaut war. Die beiden mussten fast eine halbe Stunde warten, bis klar war: Der Sauerborn fließt wieder! Er drückt sogar minimal höher, als vorher.

Die Anschlüsse der drei Steigrohre wurden über ein neues Leitungssystem aus Plastik verbunden und nach oben zum Auslauf geführtBild: Die Anschlüsse der drei Steigrohre wurden über ein neues Leitungssystem aus Plastik verbunden und nach oben zum Auslauf geführt.

Vandalen hatten in der Vergangenheit des Öfteren am Rohr gewackelt und es nach oben gezogen, um besser abfüllen zu können. Sicherlich hatte diese Vorgehensweise an den Undichtigkeiten großen Anteil. So musste Bernhard Rompel bereits mehrmals das Auslaufrohr wieder befestigen. Es bleibt zu hoffen, dass dies zukünftig unterlassen wird. Aufgrund seines natürlichen Druckes ist der Sauerborn nicht in der Lage noch weiter nach oben zu drücken, weshalb ein Ziehen am Rohr kontraproduktiv ist und eh dann kein Wasser mehr heraus kommt. Daher wurde auch bei der neuerlichen Befestigung darauf Wert gelegt, dass alles richtig fest ist.

Der Sauerborn in Lindenholzhausen sprudelt wiederBild: Der Sauerborn in Lindenholzhausen sprudelt wieder

Lange Geschichte


Die Quelle hat lange Tradition. Bereits 1380-81 ist eine Zelg der Dreifelderwirtschaft in Lindenholzhausen nach dem Sauerbrunnen (Sauerborn) benannt. Nach einer Nachricht im Limburger Anzeiger Nr. 128 vom 7. Juni 1896 soll er bereits seit 1630 als "Heilquelle gegen Nieren- und Blasensteine, Leberkrankheiten, Gallensteine, Magen- und Darmkatarrh, Gicht, Hamgries, Verstopfung und Fettsucht" geschätzt gewesen sein. Bereits 1820 gibt der Limburger Apotheker Dr. J. Wolff im Jahre eine anschauliche Beschreibung des baulichen und hygienischen Zustandes des Sauerborns und listet die Werte einer Wasseranalyse auf. 1894 pachtete Baron von Rottkay den Sauerbrunnen, lies ihn neu fassen. Als hervorragendes, wohlschmeckende und bekömmliches Tafel- und Medicinal-Wasser. Laut Analyse des Geh. Hofrats Professor Dr. R. Fresenius in Wiesbaden übertrifft die obige Quelle an doppelt kohlens. Lithion außer Niederselters und Gieshübel die Fachinger Quelle. Laut gerichtlich Urtheil vom 10. Juni 1898 des Kgl. Schöffengerichts in Wiesbaden ist der Lubentius-Brunnen in Bezug auf Heilkraft gleichwertig der Fachinger Quelle. Noch im Jahre 1903 verkaufte August von Rottkay seinen Lubentiusbrunnen an die Firma Emil Wolf & Co. in Bad Kreuznach, die ihn 1913 an die Namedy-Sprudel GmbH in Berlin und Andernach verpachtete, welche ihn etwa 1914/15 übernahm. Im Auftrage der Namedy-Sprudel GmbH wurde Anfang Juni 1913 von der Firma Baltzer, Diez/Lahn, mit der Aushebung einer riesigen Baugrube für eine Quellen-Neufassung begonnen. Hierbei entstand auch das heute noch bestehende Brunnenoval zum Abfüllen. Seit dem Abschluss der Bauarbeiten im Jahre 1914/15 war der Sauerbrunnen nicht kommerziell genutzt worden. Etwa zur gleichen Zeit ging der Brunnen in den direkten Besitz der Namedy-Sprudel GmbH über, deren Inhaber der Geheimrat Dr. jur. Josef Rosentllal in Berlin war. Nach der Eingemeindung von Lindenholzhausen 1972 übernahm die Stadt Limburg den Brunnen.
Dreimal gerettet

Im Jahr 1983 versiegte der Sauerborn. Der Grund hierfür war wahrscheinlich das Anbringen von abstellbaren Zapfhähnen. So suchte sich die Quelle einen anderen Weg. Es gab Risse in den Betonwänden des untersten Stockwerkes im Füllschacht. Um Abhilfe zu schaffen wurde ein 38 m tiefes Loch neben dem Füllschacht gebohrt und darauf eine "Berliner-Handpumpe" aufgesetzt. Da die Bohrung anscheinend zu tief war, vermischte sich der Sauerborn mit Grundwasser und verlor deutlich an Geschmack. 1984 wurde daher Dichtbeton im unteren Brunnenraum eingefüllt. Am Tag darauf sollte der Rest mit Tonerde verfüllt werden.  Doch dies ließ Bernhard Rompel nicht ruhen. Noch am Tag der Betoneinbringung sah er sich noch spät am Abend die Sache an und hörte  ein Rauschen und Wasserplätschern. Schnell holte er zu Hause Gummistiefel, eine Taschenlampe und eine Fotokamera mit Blitzlicht und stieg die Leiter hinab. Er konnte nicht glauben, was er da sah. Aus den Flanschen von zwei der insgesamt 13  Steigrohre drückte Wasser heraus, was er bildlich festhielt. Schnell informierte er den damaligen Ortsvorsteher Bernd Bendel. Gleich am nächsten Tag wurde eine Sitzung einberufen und ein Ortstermin vereinbart. Das war die erste Rettung des Sauerborns nach der Übernahme durch die Stadt Limburg.

Im Jahr 2005 verlegte man die Zapfstelle nach oben in den Außenbereich außerhalb des Brunnenovals. Man dachte den Sauerborn nach oben pumpen zu können. Dies schlug allerdings fehl, weil die Pumpen immer wieder verschlammten und auch die enthaltene Kohlensäure durch den Pumpvorgang verloren ging. Der Sauerborn schmeckte nach dem Pumpen nicht mehr. Wiederum war es Bernhard Rompel, der die Initiative ergriff. Er legte einen Vorschlag zur Sanierung in einer gut durchdachten Umbauskizze vor. Dieser wurde mit Interesse aufgenommen, da ein verkürzter Zugang nach unten vorgesehen war. Die bisherigen drei Gehstufen zum Podest aufwärts und auch die ersten fünf Stufen abwärts fielen nach dieser Planung weg, was zur Erleichterung des Holens führte. Im Sommer 2006 wurde der Sauerborn aufgrund dieser Planung saniert. Auf Anregung von Kurt Weihrauch, wurde auch noch ein Pavillon über das Brunnenoval gebaut. Am 02.11.2006 übergab Bürgermeister Martin Richard von der Stadt Limburg a.d. Lahn den Sauerborn wieder offiziell an die Bevölkerung von Lindenholzhausen. Dies kann man als zweite Rettung des Sauerborn bezeichnen.

Schönes Geburtstagsgeschenk

Und nun aktuell die dritte Rettung. Sogar das ZDF nahm Kontakt auf und suchte für seine Sendung Terra X den „Sauerbornpapst“, wie sie Rompel im Telefonat nannten. Von Montag bis Mittwoch dieser Woche arbeiteten Schang mit seinen Mitarbeitern und Rompel gemeinsam an der neuen Verrohrung, so dass seit Mittwoch 12 Uhr der Sauerborn wieder fliest.

Dies ist sicherlich eines der schönsten Geburtstagsgeschenke für den rüstigen Rentner Bernhard Rompel, der morgen am Freitag seinen 80. Geburtstag feiert. Bestimmt werden viele gratulieren, nicht nur zum Geburtstag, auch zur wiederholten Rettung des Sauerborn, woran er immer einen wesentlichen Anteil hatte. Das Webteam schließt sich den Glückwünschen an.

Brunnen-Experte Jürgen Schang (links) mit einem Mitarbeiter und „Sauerborn-Retter“ Bernhard Rompel (rechts)Bild: Brunnen-Experte Jürgen Schang (links) mit einem Mitarbeiter und „Sauerborn-Retter“ Bernhard Rompel (rechts) nach verrichteter Arbeit.

[Hier] in unserer "Bildergalerie" findet man weitere Fotos von der Reparatur und vom Auspumpen.

[Hier] auf unsrer speziellen Seite zum Sauerborn findet man imehr Infos zur Historie.