Limburg-Lindenholzhausen. Für eine neue Liebe ist man niemals zu alt: Bernhard Rompel weiß das am besten. Das Herz des 83-jährigen Schmieds aus Lindenholzhausen schlägt jetzt für Eliane. Die Alien-Dame ist seine eigene Schöpfung und reich behängt mit Schmuck – natürlich aus Schrott ...
Künstler schmiedet Alien-Skulptur aus Schrott
VON ANETTE IN CONCAS
So ähnlich wird es dem italienischen Holzschnitzer Geppetto gegangen sein, als er sein fertiges Werk, die Holzfigur Pinocchio schließlich bewunderte. Auch Bernhard Rompel steht heute voller Freude vor der vollendeten Alien-Dame Eliane, die aus kleinsten Metallelementen besteht und im Kreise ihrer Familie im Hof der Stiegelstraße wohnt.
Wer sie sehen möchte, findet sie zwischen ihrem Mann und den beiden Söhnen. Die drei männlichen Außerirdischen, die nach ihrer „Geburt“ auch in der Kreissparkasse Limburg ausgestellt wurden, hat Bernhard Rompel schon vor Jahren gebaut. Und zwar auf die Bitte seines Sohnes Uli, der aus einem Alien-Kinofilme kam und seinen Vater fragte, ob er ihm nicht einen Alien bauen könnte – sozusagen für den Vorgarten.
Gebaut aus alten Motorrädern
Der gelernte Schmied begann in seiner Werkstatt Ausschau nach Bauteilen zu halten. Fündig wurde der „Cäcilia“-Sänger unter anderem bei ausgebauten Motoren seiner ehemaligen Motorräder. Ein 50-Kubikzentimeter-Zündapp-Motor, ein 175-Kubikzentimeter-Ardie und ein 125-Kubikzentimeter-Maico-Motor fielen den Aliens zum Opfer und wurden sorgfältig auseinandergebaut.
Als der Vorrat des heimlichen Sammlers, der dem Sohn zunächst nichts von seinem Vorhaben erzählte, an Zahnrädern, Kupplungsteilen, Ritzeln, Ketten, aber auch Teilen von alten Staubsaugern und anderen Maschinenteilen groß genug war, begann der Schmied mit einem Gerüst zum Aufbau der Statue. Unter seinen Händen verwandelten sich die Maschinenteile zu Standfüßen mit Krallen, Beinteilen mit Waden sowie Knie und Schenkel – Bernhard Rompel hämmerte und schweißte und so wuchs nach und nach in der Werkstatt ein kleiner Alien, der auf einem Podest stehend 31 Kilo schwer ist und 1,33 Meter groß ist.
Das massive Metall-Kunstwerk bekam einen Panzerrücken und einen abnehmbaren Schwanz. Für den letzten Schliff sorgte eine Sandstrahlung mit Quarzsand und eine Versiegelung mit Zaponlack. Der erste Außerirdische wurde mit viel Beifall in die Familie aufgenommen – und da Bernhard Rompel viel Vergnügen an der neuen Herausforderung gefunden hatte und noch etliche kleine Metallteile zur Verfügung standen, beschloss er, seinem Metallschützling noch einen Bruder und einen Vater zu schenken.
Mit der Erfahrung ihres Schöpfers wuchsen auch die Außerirdischen. Der zweite Alien war nach einer Bauzeit von 110 Stunden – für den ersten hatte er 90 Stunden gebraucht – schon 145 Zentimeter groß und stand nicht mehr auf einem Podest. Und der dritte wurde zum Papa: Er misst 1,82 Meter, wiegt stattliche 87 Kilogramm und besteht ebenso wie seine Geschwister aus ehemaligen Maschinenteilen, die unter den geschickten Händen von Bernhard Rompel Gestalt annahmen. Perfektioniert wird die Illusion von kleinen Blinklämpchen, die im Bauch und Gedärm der Herren stecken.
Monatelanger Feinarbeit
Auch die Dame Eliane ist auf diesem Weg entstanden. Köper und Gesicht wurden in monatelanger Feinarbeit zusammengefügt. Jetzt ist sie so groß wie ihr Ehemann und wiegt einen Hauch mehr als er. Tausende von Kleinstteilen aus Metall, oft zunächst extra zu einem neuen Objekt verschweißt, hat der kreative 83-Jährige hier verbaut.
Zudem hat er gleichzeitig Schrott-Schmuck designt und seine neue Herzensdame mit Ringen und Halsketten geschmückt. Auf ihrer Brust steht in goldenen Lettern ihr Name.
Natürlich sind die Aliens nicht die ersten Kunstwerke des erfahrenen Handwerkers und Künstlers, der als Maschinenschlosser in Limburg und anschließend 24 Jahre lang bis zu seiner Pensionierung bei der Bundeswehr arbeitete. Er hat sich viele Jahre aktiv um die Erhaltung des Lubentiusbrunnens gekümmert, ist Ratgeber und Helfer beim Obstbaumschnitt und sammelt altes Werkzeug und Gerätschaften. Der Blick an die Decke seines Gartenhäuschens macht staunen – hier gibt es kleine Haushalts- und Landwirtschaftsgeräte, die längst in Vergessenheit geraten sind. Vielseitig interessiert, wie er ist, hat er sogar eine Chronik zusammengetragen – unter anderem mit den Spitznamen der Lindenholzhäuser Bewohner.
Bernhard Rompel hat unter anderem das schmucke große Hoftor geschmiedet. Im Hof selbst hat er Ahlen, Kellen, Sägen, Hammer und viele andere Werkzeuge zu einem „Denkmal des Handwerks“ zusammengefügt. Die mannshohe Skulptur erzählt von allen wichtigen Handwerksberufen und den Mitteln, die die Menschen dazu benutzen oder benutzt haben.
Es gäbe noch vieles zu erzählen über Bernhard Rompel, der nach wie vor im als „Nothelfer“ bekannt ist. Ob die Sense geschliffen werden muss oder der Rasenmäher repariert – wenn irgendetwas nicht funktioniert, geht es üblicherweise zu Bernhard Rompel, der mit wachem Geist und geschickten Händen immer eine kreative Lösung findet.
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Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.
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