Limburg-Lindenholzhausen. Wenn das geliebte Haustier verstirbt, herrscht Ausnahmezustand für die Besitzer. Trotz Trauer stellt sich dann die Frage, wie es mit dem toten Tier weitergehen soll. In dieser schwierigen Situation kann Tierbestatter Stefan Friedrich helfen ...
Ob Hund, Katze, Vogel oder Maus: Stefan Friedrich kümmert sich um die Bestattung
VON NADJA QUIREIN
Bild: Tierbestatter Stefan Friedrich (rechts) und sein Mitarbeiter Thomas Heibel nehmen sich viel Zeit für die trauernden Tierbesitzer.
„Ich weiß wie es den Leuten geht, die gerade ein Tier verloren haben“, sagt Stefan Friedrich, der als Tierbestatter 365 Tage im Jahr rund um die Uhr telefonisch erreichbar ist. Er habe den schmerzlichen Verlust schon selbst erlebt, sagt der 61-jährige Tierfreund aus Lindenholzhausen. Damals hat er seine Katze und später auch seine Hunde mit dem Spaten im Garten vergraben.
Nach einer beruflichen Neuorientierung kam ihm dann die Idee, anderen in dieser schwierigen Situation zu helfen und ihnen Wege aufzuzeigen, den Tieren einen würdigen Abschied zu ermöglichen. Also macht er sich 2013 als erster und bis heute einziger Tierbestatter im Landkreis selbstständig. Zunächst von einigen Leuten belächelt, wuchs die Nachfrage nach seinen Dienstleistungen schnell. Schließlich wollten die meisten das Tier nach dem Einschläfern nicht beim Tierarzt lassen. Dort nämlich käme dann der „Abdecker“ und transportiere das Tier in die Tierkörperbeseitigungsanlage.
„Es gibt andere Möglichkeiten“, sagt der Tierbestatter. Dazu gehört beispielsweise das Tier einäschern zu lassen und die Asche in einer Urne mit nach Hause zu nehmen. Dort können sie vergraben oder auch „klassisch“ ins Regal gestellt werden. Diese Möglichkeit bietet sich vor allem für diejenigen Tierbesitzer an, die über keinen eigenen Garten verfügen, in dem sie ihr Tier begraben können.
Rubin oder Diamant
Zudem gibt es die Möglichkeit, aus der Asche des verstorbenen Tieres einen Edelstein oder sogar einen Diamanten herzustellen, sagt Friedrich. Auch diese doch relativ teure Dienstleistung werde nachgefragt, nicht oft, aber schon drei Mal seit Bestehen seines Geschäfts. Circa 1800 Euro kostet beispielsweise ein Rubin, ab 2800 Euro geht es beim Diamanten los.
Schon vor der offiziellen Eröffnung seines Geschäfts, das er gemeinsam mit Mitarbeiter Thomas Heibel führt, habe nachts das Telefon geklingelt. Sein Hund sei überfahren worden, sagte der Besitzer und er bräuchte eine Beratung. Seitdem hat er zig Tierhaltern von Bartagame und Wellensittich bis hin zum schweren Bernhardiner in ihrer schwierigen Situation geholfen. Neben Beratungsgesprächen, bei denen manches Mal die ganze Familie des verstorbenen Tieres anwesend ist, gehören dazu auch die Mithilfe bei der Auswahl der Urne und tröstenden Worte. „In fünf Minuten ist das nicht getan“, sagt Friedrich. Er nehme sich Zeit für die trauernden Tierhalter. Auch holt er die toten Tiere auf Wunsch zu Hause oder beim Tierarzt ab.
Bis zur Größe eines Hundes sei es möglich, das Tier im Garten zu vergraben, beziehungsweise es durch ihn einäschern zu lassen und in einer Urne mit nach Hause zu nehmen, sagt er. Hund, Katze, Maus Kaninchen, Hamster – für deren Besitzer kann er seine Dienstleistungen anbieten. Er selbst verbrennt die Tiere nicht, sondern bringt die toten Tierkörper in ein Krematorium und holt die Asche dort auch wieder ab, um sie dem Tierbesitzer zu übergeben.
Viele Möglichkeiten
Die Preise richten sich dabei nach Gewicht des verstorbenen Tieres zwischen 90 und 325 Euro für eine Einzeleinäscherung und ab 50 Euro für eine Sammeleinäscherung, die auch möglich ist. In den Geschäftsräumlichkeiten in Lindenholzhausen steht eine große Auswahl an Urnen zur Ansicht bereit: rote, grüne, graue, mit Mustern oder anderen Verzierungen. Ebenso zu finden sind Fotorahmen, in denen ein Bild des verstorbenen Lieblings platziert werden kann. Diese bieten zudem die Möglichkeiten, die Asche des Tieres aufzunehmen.
Der Nebenraum ist ein Abschiedsraum. Dort wird das Tier aufgebahrt und die Besitzer können in aller Ruhe Abschied nehmen. Es sei ihm wichtig, sich Zeit zu nehmen, sagt Friedrich. Er versuche einfühlsam zu sein und wenn Tränen fließen mit aufbauenden und vor allem verständnisvollen Worten zu helfen. „Wer selbst keine Tiere hat oder hatte, kann kein Tierbestatter sein“, sagt er. Durch die Bindung zum eigenen Tier oder durch den schmerzlichen Verlust, könne man als Tierfreund die Situation der Kunden besser verstehen.
Etwa acht bis vierzehn Tage, nach dem die Besitzer ihr Tier abgegeben haben, können sie dessen Asche abholen. „Dann fließen meistens noch mal Tränen“, sagt Friedrich. Aber die meisten seiner Kunden hätten auch ein gutes Gefühl, nämlich das Tier würdevoll bestattet und nicht einfach beim Tierarzt zurückgelassen zu haben. Nach Jahren des Zusammenlebens könnten das viele Menschen eben nicht.
Außer Tieren, die eingeschläfert wurden, weil sie krank waren, geht es manches Mal auch um Tiere, die einen Unfall hatten und beispielsweise überfahren wurden. „Das ist kein schöner Anblick“, sagt Stefan Friedrich. Sein Beruf ist emotional und nicht leicht, aber als Tierfreund weiß er, wie gut es tut, seinem Vierbeinern einen würdevollen Abschied zu ermöglichen. Das sei seine Intention gewesen, diesen Beruf zu ergreifen. Und auch die Rückmeldungen, die er von Kunden bekomme, und die Dankesbriefe, in denen sich diese für den Beistand in der schweren Zeit bedankten, ermutigten ihn weiter zumachen.
Bild: In den Räumen befinden sich neben vielen Urnen auch ein Besprechungstisch und Fotos von verstorbenen Tieren.
Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.
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