Limburg-Lindenholzhausen. Wildkrankheiten, bürokratische Verordnungen und abnehmende Rebhuhnbestände – die Kritikliste bei der Jahresversammlung des Jagdklubs Limburg war lang. Insbesondere an der Politik des hessischen Umweltministeriums ließen Anwesende kein gutes Haar ...

Mitglieder des Jagdklubs stören sich an neuer Richtlinie

VON JOHANNES KOENIG

Unverständnis und viel Kritik für die Landes- und Bundespolitik gab es bei der Mitgliederversammlung des Jagdklubs Limburg im Bürgerhaus in Lindenholzhausen. Besonders kritisiert wurde dabei das von Priska Hinz (Grüne) geleitete Hessische Umweltministerium. Dass die nach der Landtagswahl im vergangenen Oktober beschlossene Fortsetzung der hessischen Regierungskoalition zwischen Grünen und CDU nicht unbedingt das Wunschergebnis vieler Jäger war, wurde in den verschiedenen Redebeiträgen mehr als deutlich.

Den Anfang machte der Erste Vorsitzende des Jagdklubs, Ralph-Michael Schales. „Die Tinte unter dem Koalitionsvertrag war kaum trocken, da hat das grüne Ministerium schon vorgeführt, was man unter Zusammenarbeit versteht“, monierte er. Der Erlass der „Richtlinie für die Hege und Bejagung des Schalenwildes in Hessen“ sei entgegen anderslautender Zusicherung ohne jede Vorwarnung gekommen. Schalenwild sind die dem Jagdrecht unterliegenden Paarhufer, deren Klauen auch Schalen heißen. Dazu zählen unter anderem Rot-, Dam-, Reh- und Schwarzwild.

In das selbe Horn blies später bei der anschließenden Hegeschau auch der Kreisjagdberater Hilmar von Schenck. „Per ordre de Mufti“, ohne auf die Einwände der betroffenen Verbände im Geringsten zu hören, sei die Richtlinie einfach in Kraft gesetzt worden. „Hauptsache, es wird noch mehr Schalenwild geschossen“ scheine die einzige Maxime zu sein. „Wald ohne Wild“ könne in einem der reichsten Länder dieser Erde aber kein ernsthafter Grundsatz sein, betonte von Schenk. „Ja, es ist unstrittig: Pflanzenfresser fressen Pflanzen. Aber nicht jeder Verbiss ist zwangsläufig auch ein Wildschaden.“ Er rufe nicht zum zivilen Ungehorsam auf, so von Schenck. Aber er empfehle, die Richtlinie kreativ anzuwenden und dabei das Fingerspitzengefühl für das den Jägern anvertraute Wild nicht aus den Augen zu verlieren: „Sie haben es in Ihren Revieren ja selbst in der Hand.“

Weitere Probleme

Neben der neuen Richtlinie kamen an dem Abend noch weitere Probleme zur Sprache: „Die Afrikanische Schweinepest ist noch nicht abgewendet“, sagte Schales. Auch die für Jäger gefährliche Hasenpest habe sich im Landkreis verbreitet und dezimiere die Feldhasenbestände. „Der Staupevirus, die Leptospirose und die Fuchsräude, die alle ansteckend für Jagdhunde sind, sind in unsrem Landkreis präsent.“ Bei der Leptospirose und der Räude handele es ich zudem um Zoonosen, das heißt sie können auch auf Menschen übertragen werden, warnte der Vorsitzende. Nach dem Nachweis der Blauzungenkrankheit bei Wiederkäuern in Rheinland-Pfalz und dem Saarland wurde das Sperrgebiet in Hessen außerdem auch auf den Landkreis Limburg-Weilburg ausgedehnt.

In Bezug auf die Artenvielfalt bleibt das Rebhuhn ein besonderes Sorgenkind: „Die Bestände haben dramatisch abgenommen“, sagte Schales. „Es fehlt an sicheren Brutplätzen im Sommer und genügend Deckung im Winter.“ Derzeit gebe es Hessen rund 5000 Paare. Eine Studie der Universität Göttingen habe bei 160 erfassten Rebhühnern eine Verlustquote von 90 Prozent durch Raubtiere ergeben. Umso unverständlicher sei es, wenn zum Beispiel der Fuchs durch ausdehnte Schonzeiten besonders geschützt werde. Man habe vor den Folgen gewarnt, erklärte der Jäger.

Sie wurden geehrt

Bei der Versammlung wurde auch geehrt. Seit 25 Jahren halten Christian Dutschun, Dirk Ruffledt, Bodo Richter und Markus Schmitt dem Klub die Treue. Seit 30 Jahren mit dabei sind Uwe Becker, Andreas Gotthardt, Roger Bill, Heinz-Josef Kremper, Lutz Dankof, Dirk Meinke und Dieter Dorn. Auf vier Jahrzehnte Mitgliedschaft blicken Dr. Rüdiger Fluck, Peter Heep und Dieter Fundinger zurück. Ein halbes Jahrhundert beim Jagdklub Limburg ist Karl Bös. Fast schon ein Leben lang hält Günter Fröhlich dem Verein die Treue, er ist seit bereits 70 Jahren Mitglied. Zum Ehrenmitglied ernannte die Versammlung Manfred Haßdenteufel aus Lindenholzhausen, der über 30 Jahre Schießobmann im Jagdklub Limburg (1984 bis 2018) war.

Hegemedaillen in Gold gingen an das Revier Bad Camberg II (Horst Dyckerhoff) und an das Revier Lindenholzhausen (Jürgen Hilfrich, Manfred Haßdenteufel, Uwe Stockmann). Die Hegemedaille in Bronze nahm Peter Stecker (Imkerverein Hadamar-Dornburg) entgegen. Die Silberne Ehrennadel des LJV für außerordentliche Verdienste um die Organisation der hessischen Jägerschaft erhielten Klaus Will (langjähriges Vorstandsmitglied und Bläserobmann) und Martin Kaiser (langjähriger Ausbildungsleiter der Jungjäger und Hundeführer). Die Silberne Ehrennadel des DJV für besondere Verdienste um die Erhaltung und Förderung des deutschen Jagdwesens bekam Michael Schales (Vorsitzender des Jagdklubs). Das Silberbruch für den stärksten erlegten Keiler erhielt Hannah Müller (Limburg) und das Silberbruch für den stärksten erlegten Rehbock Peter Jeuck (Waldbrunn). koe

Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.

 

 

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