Limburg. Wer ist für eine Kirmesschlägerei in Lindenholzhausen verantwortlich, bei der ein Mann so schwer verletzt worden ist, dass zwei junge Männer wegen versuchten Totschlags angeklagt sind? ...

Kirmesschlägerei: Brief und Telefonat sollen Angeklagte entlasten

Bei der Verhandlung wegen einer Kirmesschlägerei in Lindenholzhausen am 8. September vergangenen Jahres sollte im Schwurgerichtssaal 129 des Landgerichts noch ein Gutachten des psychiatrischen Sachverständigen und der Schlussvortrag von Staatsanwältin Melanie Orth vorgetragen werden. Doch vor Gericht ist manchmal vieles anders.

Die beiden wegen versuchten Totschlags angeklagten Männer im Alter von 19 und 23 Jahren sollen durch einen plötzlich aufgetauchten Brief an die Mutter des jüngeren der beiden Angeklagten entlastet werden. Diesen Brief vom 23.  Mai 2013 legte am gestrigen Freitag einer der Verteidiger vor und löste damit deutlich merkbare Unruhe bei den Mitgliedern der Kammer aus.

In diesem Brief heißt es unter anderem, Personen seien davon in Kenntnis gesetzt worden, dass nicht die Angeklagten die lebensbedrohenden Verletzungen beim Opfer der Schlägerei verursacht haben, sondern dass unbekannte Russen oder Polen dafür verantwortlich gewesen sein sollen.

Deshalb wurde unter anderem die Mutter des jüngeren Angeklagten in den Zeugenstand berufen. Die Vorsitzende Karin Walter befragte die Frau eindringlich, warum sie den Brief mit den bisher unbekannten Fakten erst einen Tag vor dem geplanten Schlussvortrag der Staatsanwältin vorgelegt habe und nicht schon viel früher. „Ich möchte nicht, dass mein unschuldiger Sohn für eine Tat bestraft wird, die er nicht begangen hat“, antwortete die Frau und sagte auch, dass die Verdächtigungen gegen Russen und Polen bei ihr krankheitsbedingt in Vergessenheit geraten seien.

Eine andere Frau bestätigte, sie sei Zeugin eines Telefonats gewesen, in dem die Mutter des 19-jährigen Angeklagten davon in Kenntnis gesetzt worden sei, ihr Sohn habe mit der Schlägerei nichts zu tun. „Der Anrufer hat erklärt, dass die Mutter des Angeklagten ihren Sohn verstecken soll. Er sei nicht schuldig, sondern Russen und Polen“, sagte die Frau, die das Gespräch nach ihren Angaben über Lautsprecher mitgehört hat.

Das Gespräch habe am 8. September 2012 stattgefunden. Die Zeugin konnte sich nach Rückfrage der Richterin an das exakte Datum so gut erinnern, weil an diesem Tage sowohl in Lindenholzhausen als auch in Hahnstätten Kirmes gefeiert werden.

Der Prozess wird fortgesetzt. bb

Artikel vom 25.05.2013, 00:00 Uhr (letzte Änderung 27.05.2013, 02:42 Uhr)

Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.

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