Limburg-Lindenholzhausen. Ein außergewöhnliches Konzert in Lindenholzhausen: „University of Santo Tomas Singers“ bei der „Harmonie“
Die „University of Santo Tomas Singers“ begeisterten am Freitagabend auf Einladung des „Harmonie“ Lindenholzhausen im Bürgerhaus ...

Von Anneke Jung

Wenn dieser Ausnahmechor von den Philippinnen in der Gegend konzertiert, ist das wie eine Garantie auf ein volles Haus, obwohl das Ensemble in den vergangenen vier Wochen im Umkreis von 70 Kilometern bereits drei Konzerte gegeben hat und ein weiteres im Westerwald bevorstand. Und dass die „Santo Tomas Singers“ in Hessen sind, ohne in Lindenholzhausen aufzutreten, geht gar nicht.

So konnten sich die vielen Gäste im Dorfgemeinschaftshaus des Ortes wieder an den unglaublichen sängerischen Fähigkeiten des Chores und an seiner mitreißenden Ausstrahlung delektieren.

Man muss das eigentlich nicht jedesmal wieder beschreiben, aber dieser Mischung aus extremer Präzision in jeden musikalischen Parameter, sei es Intonation, Aussprache, Klangentwicklung, Ensembletechnik oder auch Choreographie, und einer auf der Bühne gelebten, oft überbordenden Musizierfreude kann man sich kaum entziehen. Der Dirigent und Gründer des Chores aus Manila, Prof. Fidel G. Calalang jr., hat es gar nicht nötig, seine jungen Damen und Herren über die Maßen anzuspornen. Da genügen kleine Fingerzeige, um große Effekte zu hervorzurufen.

Am eindrucksvollsten ist die Truppe zweifellos bei den Kompositionen aus ihrer Heimat, die meist wie kleine Gesamtkunstwerke aus Gesang, Percussion und Bewegung erscheinen. Hier kommt die schier unglaubliche Klangkraft der gerade mal 25 Sängerinnen und Sänger wunderbar zur Wirkung.

Dynamische Bandbreite

Die dynamische Bandbreite vom zartesten, zu Herzen gehendenen Pianissimo bis zu einem Klangorkan, der den Saal zum Beben bringt, beherrscht der Chor wie kaum ein zweiter, und ruft damit immer wieder Begeisterungsstürme und stehende Ovationen noch während des Konzerts hervor.

Eine Offenbarung in Sachen Intonation und Klang waren auch die modernen geistlichen Werke, wie „O nata lux“ des Amerikaners David Dickau oder „Agnus Dei“ der Kubanerin Beatriz Corona. Jede der häufig auftretenden Dissonanzen rastete sofort ein, sodass sich ein glasklarer, an Brillanz kaum zu überbietender Klang einstellte, der Gänsehaut versursachte.

Dass jedes Ensemblemitglied auch solistische Fähigkeiten besitzt, zeigte sich unter anderem an den gefühlvoll interpretierten „Vocalises on Morricone“, die Prof. Calalang selbst nach einer Melodie vom Ennio Morricone arrangiert hat. Die junge Sopranistin eroberte die Ohren und Herzen der Hörer sofort.

Interessant war die Kombination dieses einzigartigen Klanges mit typischen Werken aus dem Bereich der geistlichen Madrigale oder auch mancher Volkslieder. So perfekt die Interpretation auch war, hier wirkte die Dynamik manchmal ein bisschen überzogen, beispielsweise am Schluss des Hugo-Alfven-Arrangements von „Och Junfrun hon gar i ringen“. Man musste erstaunt feststellen, dass auch eine derart außergewöhnliche Stimmgewalt sich in ihrer Wirkung auf den Hörer abnutzen kann.

Gute Gastgeber

Gewissermaßen am Rande des Konzerts wartete die „Harmonie“ selbst mit zwei tollen Programmpunkten auf. Erst seit ein paar Monaten probt der Jugendchor „Next Generation“, mit Martin Winkler erst seit sieben Wochen. Trotzdem konnte sich das, was die jungen Leute auf die Bühne brachten, absolut hören lassen. Sehr fein gelang das „Ave Maria“ von Jacob Arcadelt. Bei „Uti var hage“ von Hugo Alfven konnte man sogar ein Soloquartett erleben. Auf die weitere Entwicklung dieses jungen „Harmonie“-Gewächses darf man gespannt sein.

Der Männerchor selbst steht seit ein paar Monaten wieder unter der Leitung seines langjährigen Dirigenten Martin Winkler, und man kann getrost sagen: „Wie schön, dass wieder zusammen ist, was zusammen gehört.“ So lebendig und gelöst, dabei piekfein im Klang und sehr musikantisch hat man die Herren seit längerem nicht erlebt.

Mit einem gemeinsamen Lied aller Mitwirkenden wurde ein außergewöhnlicher Konzertabend in Lindenholzhausen beendet.

Artikel vom 10.06.2013, 03:00 Uhr (letzte Änderung 12.06.2013, 02:44 Uhr)

Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.

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