NNPLimburg-Lindenholzhausen. Mit Häkeln 90 Jahre alt werden: Hildegard Pötz aus Lindenholzhausen feiert heute ihren Geburtstag ...

Hunderte von Decken hat Jubilarin Hildegard Pötz im Lauf der Jahrzehnte gehäkelt. Foto: Koenig
Bild:
Hunderte von Decken hat Jubilarin Hildegard Pötz im Lauf der Jahrzehnte gehäkelt. Foto: Koenig

Hunderte von Häkeldecken für die Dritte Welt – an die 300 Decken hat Geburtstagskind Hildegard Pötz im Laufe der Jahre für Leprakranke fertiggestellt. Heute feiert die gebürtige Lindenholzhäuserin ihren 90. Geburtstag. Das Häkeln geht ihr auch jetzt noch quasi automatisch von der Hand, obwohl sie es natürlich inzwischen ruhiger angehen lässt.

Damit gerechnet, so alt zu werden, habe sie nie, erzählt die Jubilarin. Denn dafür sei sie eigentlich in einer viel zu armen Zeit groß geworden. Schließlich verbrauche sich der Körper bei viel harter Arbeit schneller. Und gearbeitet hat Hildegard Pötz im Lauf der Jahrzehnte eine Menge: Von der Volksschule weg wurde sie während des Zweiten Weltkriegs als Haushaltshilfe für einen Metzger in Lindenholzhausen verpflichtet. „Der war wichtig, weil er Lebensmittel produzierte“, erklärte sie die Umstände ihrer Verpflichtung.

Die Alternative wäre die Arbeit in einer Munitionsfabrik oder der Einsatz als Flakhelferin gewesen. Von ihrem Jahrgang waren bereits mehrere Mädchen der Flak zugeteilt worden. Und drei Klassenkameraden fielen noch im Krieg. Da war sie doch lieber Haushaltshilfe, sagt Hildegard Pötz. Dieser Tätigkeit blieb sie mehr als 20 Jahre in verschiedenen Haushalten treu.

Zwischendurch gründete sie eine eigene Familie: 1946 heiratete die Jubilarin ihren Schulkameraden Hermann Pötz. Die Kinder Ingrid, Helga und Peter kamen 1948, 1949 und 1951 zur Welt. Heute ist die Familie auf sieben Enkel, sechs Urenkel und eine Ururenkelin angewachsen. Verteilt sind die Familienmitglieder von der Schweiz bis in den Ruhrpott. Aber sie stehen alle in Kontakt miteinander und trefen sich regelmäßig.

Auch im Dorfleben war das Ehepaar Pötz aktiv: Beide zählten 1946 zu den Gründungsmitgliedern des katholischen Kirchenchors St. Jakobus. Ihr Mann war Tenor, während sie die Alt-Stimme sang. Zwischenzeitlich war sie auch Beisitzerin im Vorstand. „Das war eine schöne gesellige Zeit“, erinnert sich Hildegard Pötz gerne an die gemeinsamen Chor-Aktivitäten zurück. Das Singen musste sie inzwischen aus Gesundheitsgründen aufgeben.

Ebenfalls gesundheitsbedingt muss sie inzwischen auch auf Zeitunglesen und Fernsehgucken verzichten. Mit Neuigkeiten versorgt sie deshalb unter anderem ihr Urenkel Lennert (14), der neben seiner Uroma Platz genommen hat. Ihr erzählt er nicht nur gekonnt die Nachrichten, sondern streift auch Naturphänomene, wie zum Beispiel den Kirschbaum im eigenen Garten.

Gefeiert wird der Geburtstag im Kreis der Familie; Gratulanten sind heute im Haus der Tochter Helga Haßdenteufel, Bischof-Hilfrich-Straße 2, von 14 Uhr an willkommen. (koe)

Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.

nach oben

 

Weitere Artikel zur 1250-Jahrfeier

 

nach oben