Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.Limburg-Lindenholzhausen. Er verließ seine Heimat Ghana, um in Libyen als Bauhelfer Geld für sein Studium zu verdienen. Dann kam der Krieg; die Grenzen wurden geschlossen, der Rückweg war versperrt. Dazubleiben, wäre lebensgefährlich gewesen. Also machte sich Dominic Mensah auf den gefährlichen Seeweg nach Europa. Jetzt lebt und studiert er in Deutschland. Über das Auswärtige Amt und den Verein "Experiment" war der 23-Jährige für zwei Wochen Gast der Lindenholzhäuser Familie Lugauer ...

Dominic Mensah ist für zwei Wochen ein Teil der Familie Lugauer aus Lindenholzhausen - Foto: Kerstin Kaminsky
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Dominic Mensah ist für zwei Wochen ein Teil der Familie Lugauer aus Lindenholzhausen - Foto: Kerstin Kaminsky

Dominic Mensah will Bauingenieur werden

„Dominic ist schon der vierte internationale Student, den wir über die gemeinnützige Austauschorganisation Experiment e.V. bei uns aufgenommen haben. Und wir sind immer wieder gern bereit dazu“, sagt Karl-Georg Lugauer. Der Lindenholzhäuser und seine Frau Gabriele lieben es, fremde Menschen kennenzulernen. Statt nur zu verreisen, holen sie sich gern auch eine andere Kultur in die eigenen vier Wände.

Dass Dominic einen Flüchtlingshintergrund hat, war Familie Lugauer erst gar nicht bewusst. Denn in seiner Bewerbung stand nur, er sei aus Ghana und lebe bei einer deutschen Familie im Bergischen Land. „Total spannend, endlich mal jemanden fragen zu können, der dieses Schicksal selbst erlebt hat“, findet Tochter Samira. Sie ist im gleichen Alter wie Dominic. Wie ist Krieg? Wie kommt man auf die Idee, ein Schlauchboot nach Italien zu besteigen? Das sind Fragen, die ihr auf der Seele brennen. „Leider ist unser Gast von sich aus nicht besonders redselig, man muss ihm alles aus der Nase ziehen“, sagt Mutter Gabriele. Aber trotzdem konnten sie viel aus seiner Vergangenheit und über seine Zukunftspläne erfahren. Zwar kann Dominic schon etwas Deutsch, aber die Verständigung lief vorwiegend auf Englisch, der Amtssprache von Ghana.

Als ältester Sohn fühlt sich der Halbwaise für seine Familie verantwortlich. Die Mutter baut Mais und Erdnüsse an und hält ein paar Schafe und Ziegen. Doch der Ertrag reicht gerade für den Eigenbedarf und deckt nicht mal das Schulgeld für die Geschwister. Deshalb schickte Dominic von Libyen immer einen Teil seines Lohnes nach Hause. Das funktioniert schon lange nicht mehr und so ist er in großer Sorge, selbst wenn die Mutter am Telefon behauptet, es gehe allen gut.

Im vergangenen September kam der junge Ghanaer in Deutschland an. Sieben Monate lebte er mit 50 anderen Flüchtlingen zusammen in einer Sporthalle. Schon während dieser Zeit schrieb es sich für das zweijährige Bauingenieur-Fernstudium an einer Berliner Hochschule ein. Dann lernte er über die Flüchtlingshilfe ein freundliches Ehepaar kennen, deren Kinder bereits aus dem Haus sind und die ihm ein Zuhause gaben. „Ich habe nur gute Erfahrungen mit den Deutschen gemacht. Ich erfahre unglaublich viel Hilfe und Zuneigung und habe endlich die Chance zu lernen“, freut sich Dominic. Aber er weiß auch, dass er selbst viel dafür tun muss, um seine Träume für die Zukunft Wahrheit werden zu lassen.

Zum Abschied Fufu

Die Zeit in Limburg hat dem jungen Afrikaner sehr gefallen. Gemeinsam mit Familie Lugauer war er im Schwimmbad, auf einer Salsa-Party, in der Kubacher Kristallhöhle und noch viel mehr.

Zum Abschluss wollte er seine Gastgeber mit einem afrikanischen Essen überraschen. „Es gibt Fufu und eine Suppe mit Gemüse, Lachs und Rindfleisch,“ kündigt er an. Ein Päckchen Fufu hatte Dominic als Gastgeschenk mitgebracht. Das ist ein Pulver aus getrocknetem Yams und Kochbananen, das zu einem festen Brei aufgekocht und zu kleinen Bällchen gerollt als Suppenbeilage gereicht wird.

Gastfamilien, die selbst einen ausländischen Studenten aufnehmen möchten, finden weitere Informationen über www.experiment-ev.de/gastfamilie-werden

Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.

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