Limburg. Wer in Limburg wohnt und im Laufe des Sommers einen Glasfaser-Vertrag bei der Deutschen Giga Netz GmbH unterzeichnet hat, hat sich sicher schon häufiger gefragt, ob das Unternehmen inzwischen genügend Haushalte gefunden hat oder nicht ..

LIMBURG - Angebot bis Anfang November verlängert

Die erste Frist ist bereits Anfang September abgelaufen. Und nur bei einer Quote von 40 Prozent aller Haushalte will das Unternehmen nach eigenen Angaben den Glasfaser-Anbau in Limburg vom kommenden Jahr an eigenwirtschaftlich in Angriff nehmen, also kostenfrei für die Kunden bis ins Haus legen.

Die gute Nachricht für diesen Personenkreis: Noch besteht die Möglichkeit dazu, immerhin hat das Unternehmen mit Sitz in Hamburg die sogenannte Nachfragebündelung bis zum 7. November verlängert. Die schlechte Nachricht: Bis zum Ablauf der ersten Frist sind bei Weitem nicht genügend Verträge unterschrieben worden, so dass noch nicht mal sicher ist, ob es wenigstens zu einer Zitterpartie reicht.

In einer Pressemitteilung nennt das Unternehmen erstmals Zahlen, die eher ernüchternd klingen für alle, die sich den Glasfaserausbau wünschen. Von einem „heterogenen Interessensbild“ ist die Rede. Das heißt: In den Stadtteilen läuft es deutlich besser als in der Kernstadt.

Von Mitte Mai bis Ende September lag nach Angaben des Glasfaser-Anbieters der Anteil an bereits unterschriebenen Verträgen in den Stadtteilen bei durchschnittlich 17 Prozent, mit „Spitzenreitern von über 20 Prozent“. Nach Informationen dieser Zeitung handelt es sich dabei um Dietkirchen mit 29 Prozent sowie Lindenholzhausen und Ahlbach mit jeweils 22 Prozent. Das heißt aber auch, in anderen Stadtteilen ist der Zuspruch deutlich geringer.

Fast gar keine Rolle spielt das Angebot der Giga Netz in der Kernstadt mit einem Zuspruch von gerade einmal rund fünf Prozent aller Haushalte. Die Gründe dafür nennt das Unternehmen zwar nicht, aber diese liegen auf der Hand: Deutlich mehr Mieter, die eine Zustimmung des Hausbesitzers erforderlich macht, die nicht immer erfolgen mag, aber auch ein großer Anteil an Haushalten mit einem Kabelanschluss, der bereits jetzt sehr hohe Bandbreiten ermöglicht. Und schließlich in ganz Limburg viele Bürger, denen der VDSL-Anschluss vom Tempo mehr als ausreicht.

„Wir sind nach wie vor zuversichtlich“

Rechnet man alles zusammen, ergibt sich ein durchschnittlicher Wert von gut zehn Prozent der erforderlichen Haushalte in ganz Limburg. Reicht das, um bis zum 7. November die selbst gesteckte Quote zu erreichen? „Wir sind nach wie vor zuversichtlich, das Gesamtziel von 40 Prozent für Limburg zu erreichen“, erklärt Laura Tiefenthal, Managerin Regionale Kooperationen bei der Deutschen Giga Netz laut Pressemitteilung. „Glasfaser ist die Zukunft. Es stellt sich nicht die Frage, ob Glasfaser kommt, sondern nur wann. Zahlreiche Kommunen im Landkreis Limburg-Weilburg haben es bereits vorgemacht.“ Gemeint sind damit unter anderem die Kommunen Bad Camberg, Weilburg, Dornburg, Waldbrunn und Elbtal, in denen das Unternehmen Glasfaser verlegt.

Telekom will 2023 ebenfalls mit Ausbau starten

Allerdings hat auch inzwischen die Telekom öffentlich erklärt, den Glasfaserausbau für ganz Limburg, inklusive Ahlbach, voranzutreiben. Anfang nächsten Jahres soll es in der Brückenvorstadt losgehen. Auch der Glasfaser-Ausbau in der Altstadt sollte für die Telekom kein großes Problem darstellen, weil schon die Leerrohre verlegt sein sollen, durch die die Kabel nur noch durchgeschoben werden müssen.

Während die Telekom nach eigenen Angaben von einem Glasfaser-Ausbau ab 2023 von drei bis fünf Jahren ausgeht, hatte die Deutsche Giga Netz erklärt, ab 2023 in maximal zwei Jahren den privaten Glasfaser-Ausbau abschließen zu wollen. Das halten Experten allerdings für ein sehr ehrgeiziges Ziel, weil der Glasfaser-Ausbau in den Limburger Gewerbegebieten, auch im ICE-Gebiet, ebenfalls von der Giga Netz erledigt wird, was vor dem privaten Ausbau erfolgen muss - falls er kommen sollte. Dazu kommen Vorgaben der Stadt, nicht überall eine Baustelle einzurichten, wenn die Bürgersteige aufgerissen werden müssen, um die Glasfaserleitungen zu verlegen, und die nicht kleine Herausforderung, genügend Baufirmen zu finden.

Die Deutsche Giga Netz wirbt damit, die Anschlüsse kostenfrei bis ins Haus zu legen, wenn sich genügend Haushalte für Glasfaser entschieden haben. Auch das Unternehmen Deutsche Glasfaser hatte Ende 2019 damit in Limburg geworben, konnte allerdings nur elf Prozent der Haushalte in den Stadtteilen davon überzeugen. Um die Kernstadt hatte dieses Unternehmen von Anfang an einen großen Bogen gemacht. Wie man sieht, gibt es dafür Gründe.

Stefan Dickmann

Warten auf das Oktober-Wunder

KOMMENTAR VON STEFAN DICKMANN

Endlich nennt die Deutsche Giga Netz mal konkrete Zahlen, wie groß die Nachfrage nach einem Glasfaser-Anschluss in Limburg ist und endlich sind diese auch im Internet auf der Homepage des Unternehmens einsehbar. Das war bis vor Kurzem leider nicht der Fall. Wer wissen wollte, ob alles klappt oder nicht, stand deshalb auf dem Schlauch. Selbst die Stadt Limburg gab vor wenigen Tagen auf Anfrage noch zu Protokoll, gar nicht zu wissen, wie hoch bislang der Zuspruch ist.

Doch wenn man ehrlich ist, müsste schon ein Oktober-Wunder geschehen, um die 40 Prozent noch zu erreichen. Zehn Prozent sind es bisher insgesamt. Eigentlich viel zu wenig, um das Ziel noch bis Anfang November realistisch zu erreichen. Es sei denn, die Giga Netz gibt sich auch mit weniger zufrieden, wovon aber nach den offiziellen Verlautbarungen nicht auszugehen ist.

Zumindest der Zeitpunkt für die erste Nachfragebündelung war ungünstig gewählt: Im Sommer denken die Menschen an vieles, aber sicherlich nicht an schnelle Bandbreiten im Internet. Aber auch dieser Herbst kommt sehr ungünstig: Die Abschläge für Strom und Gas werden nicht wenige Haushalte überfordern. Die Menschen haben gerade ganz andere Sorgen als zu langsames Internet.

Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.