LIMBURG-WEILBURG. Wenn ein Bürgermeister im Landkreis Limburg-Weilburg eine Frage zu Glasfaser hat, klingelt bei Martin Rudersdorf das Telefon ...

GlasfaserausbauBild: Glasfaserausbau

Breitbandkoordinator Martin Rudersdorf erklärt, was in Limburg beim Ausbau des schnellen Internets anders ist (Auszug aus Gesamtartikel)

Von Stefan Dickmann

Der frühere Bürgermeister von Beselich hat sich mit einer eigenen Beratungs- und Entwicklungsgesellschaft auf dieses Thema spezialisiert und ist zudem Breitbandkoordinator des Landkreises. Im Gespräch mit dieser Zeitung erklärt er, was bislang erreicht worden ist, was noch kommt, und warum ausgerechnet der privatwirtschaftliche Ausbau des Glasfasernetzes in der Kreisstadt Limburg so schwierig ist ...

Woher kommen Firmen wie Deutsche Glasfaser und Deutsche GigaNetz?

Weil in Deutschland in der Vergangenheit viel zu wenig Glasfaserleitungen verlegt worden sind, sind rund 30 dieser Unternehmen entstanden. Dahinter stecken oft internationale Rentenfonds, die die Investition ins deutsche Glasfasernetz tätigen, weil sie es als interessantes Renditeobjekt betrachten. Hinter der Deutschen GigaNetz steckt zum Beispiel ein britischer Rentenfonds. Die Telekom als Platzhirsch mit ihrem technisch veralteten Kupfernetz hat inzwischen auch auf die geänderten Marktgegebenheiten reagiert und die GlasfaserPlus gegründet, dahinter steckt ebenfalls ein großer Finanzinvestor.

In Ihrer Aufzählung der heimischen Kommunen mit Glasfaser-Perspektive fehlt Limburg.

Limburg ist ein spezieller Fall im Landkreis. 2019 hat die Deutsche Glasfaser hier vergeblich versucht, genügend Privathaushalte von ihrem Angebot zu überzeugen. Noch bis Ende Februar will das nun die Deutsche GigaNetz erreichen, hat aber auch noch nicht genügend Haushalte erreicht, damit sich ein eigenwirtschaftlicher Ausbau rentiert. Ich hoffe sehr, dass es klappt: Glasfaser mit sehr hohen Bandbreiten, also schnellem Internet, gehört die Zukunft.

Warum ist Limburg ein schwieriges Pflaster?

Dieses Problem gibt es in vielen Städten, in denen es bereits eine gute Breitbandversorgung mit VDSL der Telekom gibt; die alten Kupferkabel wurden hier vor einigen Jahren technisch mit Vectoring oder Super Vectoring aufgerüstet, um höhere Bandbreiten von maximal bis zu 250 Mbit zu erreichen. Damit ist jedoch technisch das Ende der Fahnenstange erreicht. Dazu kommt das Kabelnetz von Vodafone, mit dem nicht nur Fernsehen geschaut werden kann, sondern auch Internet-Bandbreiten von 600 bis 800 Mbit im Download möglich sind. Das entspricht zumindest den hohen Bandbreiten von Glasfaser, die sie zum Beispiel zum Streamen von Filmen in sehr hoher Bildqualität benötigen. Die Achillesferse beim Internet über Kabelnetz sind die geringen Upload-Bandbreiten von nur bis zu 50 Mbit. Bei Glasfaser sind symmetrische Bandbreiten möglich, die Upload-Rate ist so hoch wie beim Download. Das ist wichtig, wenn Sie große Datenmengen wie Fotos per E-Mail verschicken wollen.

Ist das noch zu gute Angebot der Grund, warum in der Kernstadt in Limburg die Nachfrage nach Glasfaser deutlich geringer ist als in den Stadtteilen?

Ja. Überall, wo Vodafone Bandbreiten aus seinem Kabelnetz anbietet, hat es die Deutsche GigaNetz sehr schwer, diese Haushalte von ihrem Angebot zu überzeugen. Das gilt für die Kernstadt, Teile von Linter und Staffel sowie für Offheim und Eschhofen. Der größte Zuspruch für Glasfaser in Limburg gibt es dort, wo es kein Internet über Kabel gibt: Das ist in Ahlbach, in Dietkirchen und in Lindenholzhausen der Fall.

Was passiert, wenn die GigaNetz nicht genügend Haushalte in Limburg von Glasfaser überzeugt?

Die gute Nachricht ist: Limburg ist für die Telekommunikationsunternehmen ein interessanter Standort und wird eigenwirtschaftlich mit Glasfaser ausgebaut, egal von wem und wann. Die Telekom hat vergangenes Jahr angekündigt, auf eigene Kosten in die Limburger Privathaushalte Glasfaser verlegen zu wollen. Die Frage ist nur, wann konkret ein flächendeckender Ausbau in Limburg erfolgt, denn das passiert aktuell in sehr vielen größeren Städten, und die Baukapazitäten sind begrenzt. Unternehmen ohne Bestandsnetze wie die Deutsche GigaNetz oder die Deutsche Glasfaser haben ein hohes Eigeninteresse daran, Glasfaser schnell und vor allem flächendeckend zu verlegen, weil sie erst dann mit den monatlichen Entgelten von den Verbrauchern Erträge erzielen können. Die Telekom oder die Vodafone können sich wegen ihrer vielen Bestandskunden da mehr Zeit lassen, sie verdienen ja schon mit dem Kupfernetz und Kabelnetz Geld ...

Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.