NNPLimburg-Lindenholzhausen. Hoch schlugen die Wellen der Begeisterung bei der Kappensitzung im Dorfgemeinschaftshaus am Samstag, zu der die sanges- und tanzfreudigen Fastnachts-Harmonisten eingeladen hatten ...

Als bischöflicher Schuhmachermeister in der Bütt: Pfarrer Friedhelm Meudt.
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Als bischöflicher Schuhmachermeister in der Bütt: Pfarrer Friedhelm Meudt.

Bischofs-Witze, musikalische Würze und der Zalando-Mann

Da können noch so viele scheußliche Details über den Limburger Bischof und seine Worte und Werke an die Oberfläche gelangen. Aus närrischer Sicht ist dessen Treiben ein Glücksfall. Auch für die Fastnachts-Harmonisten unter der Leitung von Sitzungspräsident Christopher Dietz. Wer im Dorfgemeinschaftshaus von Lindenholzhausen am vergangenen Samstag auf die Bühne oder in die Bütt kletterte, war bestens munitioniert gegen das „Debakel van Elst“, wie der Pfarrer Friedhelm Meudt in der Rolle des päpstlich gesandten Schuhmachermeisters den Bischof nannte. Begleitet von tosendem Applaus der Hollesser Narren berichtete er über die bischöfliche Badewanne, über die Verschlankung der zehn Gebote um die Ermahnung, „du sollst nicht lügen“, und über die Kochkünste der indischen Schwestern am Domberg. Eine Empfehlung für die Verwendung der Bischofsresidenz hatte er ebenfalls parat: Castel Gandolfo an der Lahn – der Sommersitz der Lindenholzhäuser.

Auch im Fastnachts-Format von „Bauer sucht Frau“ zog Michaela Hilfrich als eifrige Vermittlerin amouröser Partnerschaften zwischen „einsamen, liebesbedürftigen und attraktiven“ Landwirten und -hirten prompt eine Anfrage des Bischofs aus ihrem Gemüsekorb. Ob sie ein Pendant fand, blieb ungewiss. Für einen musikalischen Höhe- und bischöflichen Tiefpunkt sorgte indes Chefkapellmeister und Bänkelsänger Andi Jung mit seiner Version des Prinzen-Hits, „Das ist alles nur geklaut“. Auch die „Dollen Fünf“ (Susanne Maxeiner-Dick, Sonja Veil, Melanie Rompel, Karin Röhrig, Michael Hilfrich) begaben sich bei ihrem Sketch aus dem Schwarzwaldklinik-Wartezimmer auf schlüpfrigen Boden: Prostituierte zu werden sei immer noch besser als Protestantin, wurde mit frenetischem Jubel bestätigt.

Beeindruckende Tanzeinlagen mit artistischem Nervenkitzel präsentierte die Cheerleader-Gruppe „Black Pumas“, deren grazile Pyramiden bis in die Deckendekoration reichten. Die jungen Tänzer aus Brechen wirbelten zu ihrer sportlichen Choreographie „What’s apps“ über die Bühne, und die „Frauengruppe“ zelebrierte eine „Ladies night“, deren stürmische Romantik ihren Höhepunkt erfuhr, als der mit Schuhkartons beladene Zalando-Mann erschien. Ohne sperrige Pakete, dafür mit Orden und einer großen Familie ausgestattet, kam Prinz Jürgen aus Eschhofen mit seiner Lieblichkeit Bianca I. und einem stattlichen Hofstaat. Auch Babsi I. von Nassau und Hadamar war mit ihrer Entourage in die Hollesser Narrenhochburg angereist, was Kapellmeister Andi Jung zu einem schmissig intonierten „Hey Baby“ verleitete.

Dass die Harmonisten auch in der Fastnacht mit den „Sängern“ eine gut gestimmte Formation auf die Bühne schickte, war wenig überraschend. Sensationell war dagegen die hohe Ballett-Affinität der Narren in und um Lindenholzhausen. Während „Die kleinen warmen Kartoffelklößchen“ in ihren hautengen Turnkleidchen dem Publikum mit ihren gewagten Schwebe- und Schwungeinlagen den Atem raubten, tänzelten und twisteten sich die Kirmesburschen 2014 in rosa Tütüs in die Herzen der Zuschauer. Ein ausgefallenes Programm hatten sich auch die „Ballett-Queens“, eine muntere Schar leicht bekleideter junger Köche, und das als gestiefelte Katzen auftretende „Harmonie-Ballett“ ausgedacht. Längst tanzten auch die Gäste im Saal und ließen sich nur noch von einem Mann bändigen. Michael Schmitt, der „Einling“ und ein Urgestein der Hollesser Fastnacht, stieg sehr spät in der Nacht in die Bütt und erzählte Mitternachtswitze und -spitzen – und zwar ganz ohne bischöfliche Beteiligung. Um Viagra-Babys ging es da, die gleich nach der Geburt stehen können, und um Badebekleidung aus Tigermusterstoff. Hollesse Helau! (Anken Bohnhorst-Vollmer)

Von wegen, viele Köche verderben den Brei. Diese jungen Kochtopfschwenker sorgen für würzige Schärfe. Fotos: Bohnhorst-Vollmer
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Von wegen, viele Köche verderben den Brei. Diese jungen Kochtopfschwenker sorgen für würzige Schärfe. Fotos: Bohnhorst-Vollmer.

Artikel vom 24.02.2014, 03:30 Uhr (letzte Änderung 24.02.2014, 03:34 Uhr)

Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.

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