Limburg-Lindenholzhausen. Marienvertonungen aus fünf Jahrhunderten präsentierten die Limburger Domsingknaben, der Kirchenchor St. Jakobus und die Sopranistin Hannah Gries in einem glanzvollen Konzert in der Pfarrkirche von Lindenholzhausen ...
Bild: Beeindruckten mit einer bewegenden Interpretation von Herbert Paulmichls „Meerstern, ich dich grüße“: Die Limburger Domsingknaben und der Kirchenchor St. Jakobus, beide unter der Leitung von Klaus Knubben. Foto: Bohnhorst-Vollmer
Von Anken Bohnhorst-Vollmer
Am Ende wirkt Klaus Knubben fast ein wenig verloren, wie er dort vorne neben der Orgel steht. Welchem seiner beiden Chöre, die gerade ein großartiges Konzert in der Pfarrkirche gegeben haben, soll er sich anschließen? Den hochkonzentrierten und disziplinierten Domsingknaben, die den Altarraum brav in Zweierreihen verlassen, oder dem Kirchenchor St. Jakobus, dessen Mitglieder sich in loser Formation zerstreuen. Chorleiter Knubben lächelt in beide Richtungen und betrachtet verlegen seinen Blumenstrauß, und in diesem Augenblick jedenfalls lässt sich seine persönliche Präferenz für eines dieser sehr unterschiedlichen Ensembles nicht erkennen.
Dabei hat Chorleiter Klaus Knubben sehr genaue Vorstellungen vom Klang der Werke, die er mit seinen Sängern präsentiert, etwa beim „Ave Maria“ des spanischen Renaissance-Komponisten Tomás Luis de Victoria. Sehr gradlinig und klar ist diese vierstimmige Motette angelegt, die die Domsingknaben mit fabelhafter Präzision auf den weichen Klangteppich der Orgelbegleitung (Wilhelm Gries) aufsetzten. Jeder einzelne Ton wurde hier gewürdigt, jeder Passage mit Ehrerbietung und Freude begegnet. Diese Jugendlichen sind nicht nur hervorragende Sänger. Vielmehr spürt der Zuhörer auch, dass sie ihre Musik verstehen und verinnerlichen.
Junge, aber reife Stimme
Ebenfalls sehr beeindruckend war das bei Lorenzo Perosis „Ave Maria“ zu erleben, einer zweistimmigen Motette, die von acht sehr jungen Domknaben gesungen wurde. Jede Stimme überzeugte hier gleichzeitig durch Zartheit und Kraft, durch Prägnanz und angenehme Wärme. Eine besondere Veredelung ihres herrlichen Klangs erfuhren die Domsingknaben bei diesem Konzert durch die Sopranistin Hannah Gries, deren junge Stimme unglaublich reif klingt. Schnörkellos und dennoch wundervoll üppig ist das Timbre dieser Sängerin, die ihre Zuhörer mit Beiträgen von John Albert Delany und Luigi Cherubini berührte.
Zugleich als Kontrast und Ergänzung zu den jugendlichen Sängern zeigte sich der Kirchenchor St. Jakobus, ein großes, gemischtes und wohltuend ausgewogenes Ensemble. Auch diesem Chor merkt man die musikalische Disziplin seines Chorleiters an. So geriet etwa die Brahms-Motette „Gegrüßet Maria“ ungemein stimmungsvoll und bewegend und beschenkte die Zuhörer mit ebensolch glanzvoller Klangfülle und Feierlichkeit wie die Interpretation von Max Regers „Mariengruß“. Auch hier überzeugte der Kirchenchor mit Homogenität und einem bemerkenswert klaren Harmonieverständnis.
Das war selbstverständlich auch bei den von Domsingknaben und Kirchenchor gemeinsam vorgetragenen Werken „Regina Coeli“ von Gregor Aichinger und „Meerstern, ich dich grüße“ von Herbert Paulmichl zu hören. Nie würde Chorleiter Knubben es zulassen, dass beispielsweise die Paulmichl-Motette in einen freudvoll überbordenden Gesang abgleiten würde, anstatt in jener zuversichtlichen Ernsthaftigkeit zu verharren, mit der der aus Südtirol stammende Komponist sein Werk konzipiert hat. Präzision, gepaart mit dem Verständnis des Werkes, macht die Herrlichkeit dieses Hörerlebnisses aus.
Als Dreingabe gab es bei diesem Konzert schließlich noch die Einbeziehung der Zuhörer bei dem gemeinsam kräftig gesungenen „Gegrüßet seist du Königin“ von Georg Wrede sowie „Segne Du, Maria“ von Lorenz Maierhofer.
Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.
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