NNPLimburg. Wie wirkt sich der geplante Baumarkt im Limburger ICE-Gebiet auf den Straßenverkehr und auf bestehende Geschäfte aus? Diese Frage soll erst einmal geklärt werden, bevor die städtische Politik für oder gegen das Vorhaben entscheidet ...

Die schraffierte Fläche mit dem OBI-Logo zeigt den Standort für den Bau- und Gartenmarkt zwischen ICE-Strecke und B 8.
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Die schraffierte Fläche mit dem OBI-Logo zeigt den Standort für den Bau- und Gartenmarkt zwischen ICE-Strecke und B 8.

Ganz so schnell wie vom Magistrat befürwortet, wird es mit der Ansiedlung eines Baumarkts im Limburger ICE-Gebiet (die NNP berichtete) wohl nichts werden. Der Stadtentwicklungsausschuss der Stadtverordneten hat am Mittwochabend nach Redaktionsschluss beschlossen, das Großprojekt zunächst ausführlich zu untersuchen. Kritikpunkte sind vor allem die Konkurrenz, die der Markt bestehenden Geschäften, insbesondere Gärtnereien, machen würde, und der zusätzliche Verkehr.

„Auch ich bin über den Gartenmarkt-Anteil nicht glücklich, aber wir haben mit mehreren Interessenten gesprochen und keiner will einen reinen Baumarkt ohne Gartenabteilung betreiben“, berichtete Bürgermeister Martin Richard (CDU). Deshalb empfehle der Magistrat die Genehmigung. Im öffentlichen Teil der Sitzung wurde nicht über den voraussichtlichen Betreiber gesprochen, aber am Rande wurde klar, dass der Magistrat unter den drei interessierten Firmen Obi bevorzugt.

Rundum positiv sieht der Bürgermeister die geplante Verkehrserschließung des Geländes südöstlich des ICE-Bahnhofs. Dazu soll ein Kreisel mit Abzweig auf der B 8 gebaut werden, über den sich auch das restliche Gebiet erreichen lässt. „Und das würde den bestehenden Ampel-Knotenpunkt wesentlich aus Richtung Süden entlasten“, sagte Richard.

Den Optimismus des Bürgermeisters teilten nicht alle Mitglieder des Stadtentwicklungsausschusses. „Wir brauchen keinen zusätzlichen Baumarkt. Die ansässigen Unternehmen decken das gut ab“, sagte Helmut Geis (Grüne). Außerdem machte er Willkür bei der Besiedelung des ICE-Gebiets aus. Es sei einmal für hochwertige Unternehmen vorgesehen gewesen, und jetzt zeige sich dort immer mehr Einzelhandel.

800 Arbeitsplätze

Diesen Bedenken trat Martin Richard entgegen. Immerhin seien bereits 800 Arbeitsplätze in dem Areal geschaffen worden, und gerade bei den Baumärkten sei ein hoher Kaufkraftabfluss der Limburger festzustellen, der mit der Schließung des Praktiker-Marktes vor einigen Monaten vermutlich noch größer geworden sei. Auch mit einem Baumarkt habe die Stadt jede Freiheit, weiteren Einzelhandel im ICE-Gebiet zu unterbinden. Bestehende Händler könnten durch eine vereinbarte Sortimentsbegrenzung geschützt werden.

Das mochten die SPD-Vertreter nicht glauben. Paul-Josef Hagen zitierte aus einem Gutachten, nach dem 74 Prozent des Baumarkt-Bedarfs bereits in Limburg gedeckt werden. Das sei seiner Einschätzung nach ein hoher Wert, so dass ein weiterer Markt überflüssig werde, der zudem erheblich größer als der weggefallene Praktiker werde. Marius Hahn erinnerte daran, dass sich weiterer Einzelhandel eben nicht so leicht unterbinden lasse. Das habe man bei den Schnellimbiss-Filialen im ICE-Gebiet gesehen, die eigentlich nicht erwünscht gewesen seien, ihre Niederlassung aber juristisch durchgesetzt hätten.

Sigrid Schmüser (BZL) konzentrierte sich auf die Verkehrsauswirkungen. Die Autos der erwarteten 1500 Kunden am Tag belasteten insbesondere die Menschen in Lindenholzhausen. Darüber hinaus versiegele der Baumarkt 4,3 Hektar Ackerland. Mit den umliegenden Flächen, die ebenfalls bebaut werden sollen, komme man sogar auf 8,1 Hektar, die Natur und Landwirtschaft entzogen würden.

Der Bürgermeister unterstrich, dass die Erstellung eines Verkehrsgutachtens zu den Anforderungen der Stadt an den potenziellen Investor gehöre, um die Auswirkungen des Marktes genau einschätzen zu können.

Dass dieses Vorgehen funktioniert, bezweifelte Werner Laux (FWG). Wenn überhaupt, dann müsse das Verkehrsgutachten vor der Zustimmung erstellt werden. Sonst werde der Baumarkt kommen, auch wenn ein nachfolgendes Gutachten Verkehrsprobleme voraussage. Außerdem forderte Laux Nachverhandlungen, um den Garten-Anteil des Baumarkts zu reduzieren.

Wie lange noch warten?

Unterstützung für die Baumarkt-Pläne kam von CDU und FDP. „Wir wollen keinen Verdrängungswettbewerb, aber es gibt einen Kaufkraftabfluss, dem wir etwas entgegenstellen sollten“, sagte Dr. Christopher Dietz (CDU). Der Baumarkt schaffe Arbeitsplätze und Gewerbesteuereinnahmen. Die Diskussion um den Wert verschiedener Ansiedlungen verstehe er nicht. „Wie lange will man denn noch auf Interessenten warten, die vermeintlich noch hochwertiger sind?“, fragte Dietz.

Marion Schardt (FDP) erinnerte daran, dass die Stadt am vorgesehenen Standort große Flächen gekauft oder in Erbpacht erworben habe: „Jetzt haben wir die Chance, dieses Land zu verwerten. Das sind wir den Steuerzahlern in Limburg schuldig.“

Famlienbetriebe klagen

Im Ausschuss erhielten auch die Vertreter verschiedener bestehender Handelsfirmen das Wort. Einmütig lehnten sie den neuen Markt ab. „Das geht alles zu Lasten der Familienbetriebe. Arbeitsplätze werden nur verlagert und in der Stadt entsteht obendrein noch Leerstand“, sagte Hans Pohler, der Inhaber der Gärtnerei „Stauden-Gärtner“. Hans-Paul Wolf vom Limburger Heimwerkerzentrum warnte davor, dass die großen Baumarktketten einzig auf die Verdrängung bestehender Firmen aus seien. Sortimentsbegrenzungen seien, wenn der Markt erst einmal in Betrieb gegangen sei, nicht mehr zu überprüfen und durchzusetzen.

In nichtöffentlicher Sitzung diskutierte der Ausschuss anschließend die Details der drei vorliegenden Baumarkt-Konzepte. Wie Bürgermeister Richard anschließend der NNP mitteilte, einigte sich das Gremium darauf, vor einer Entscheidung mit den Anbietern zu klären, wie weit der Gartenmarkt-Anteil heruntergefahren werden kann. Außerdem sollen die Auswirkungen auf den Straßenverkehr genauer untersucht und die Ortsbeiräte Lindenholzhausen, Eschhofen und Innenstadt zu ihrer Meinung befragt werden. (vt)

Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.

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