Beselich-Schupbach. Der Mundartnachmittag in der Schupbacher Kulturscheune von Ulrike und Thomas Eller war einmal mehr ein voller Erfolg. Die für vielfältige kulturelle Veranstaltungen genutzte Scheune war bis auf den letzten Platz besetzt und sorgte für viel Spaß bei den Besuchern ...
Bild: Sie amüsierten die Besucher beim Sommer-Mundartnachmittag: (v. li.) Josef Friedrich, Thomas Eller, Dorothea Schmidt, Gerd Schäfer, Ursula Grolig, Hans Freischlad, Ulrike Eller und Ulrike Freischlad. Fotos: Schäfer
Von Peter Schäfer
Schon in den 60er Jahren vermuteten Soziologen und Sprachwissenschaftler, Dialekte würden schon bald aussterben. Erfreulicherweise ist dies nach wie vor nicht der Fall, denn sonst gäbe es nicht mehr solche vergnüglichen Mundart-Veranstaltungen wie den Mundartnachmittag in der Schupbacher Kulturscheune. Dieses Mal waren mit von der Partie: Dorothea Schmidt aus Seelbach, Gerd Schäfer aus Schadeck, Hans und Ulrike Freischlad aus Heckholzhausen, Ursula Grolig aus Eschenau und Josef Friedrich aus Lindenholzhausen – Gewinner des Mundartwettbewerbs 2012 der NNP.
Braddelische Brei
Zu Beginn erfreute Josef Friedrich die Besucher mit Gesang – und zwar mit „Linneholleser“ Texten zu bekannten Melodien. Und dann ging es um eine Erlebnisschilderung einer Fronleichnamsprozession, bei der „des Schorschje Helau geschriee hot“. Von den Erlebnissen als Kind und Jugendlicher auf dem Bauernhof seiner Eltern wusste Friedrich amüsant zu erzählen: „Un wors bei us net alles wäj bei Rockefeller, bei us wor obber alles em Keller.“ In einer musikalischen Ballade ging es sehr realitätsgetreu um die Schilderung der lieben Verwandtschaft, die bei Besuchen im Grunde nur abstauben will.
Ursula Grolig machte sich Gedanken, was sie anzieht zum Auftritt in der „Kulturschauer met de schieh Fachwerkmauer“. Sie schilderte ihre Erlebnisse bei dem Versuch, für diesen Anlass ein neues Kleid zu erwerben. Jedoch hatte ihr keines gefallen oder gepasst. Das Ergebnis: „Do isch kohns gefunne huh, douw isch mei aal Klaad vom letzte Juhr uuh.“ In einer weiteren Geschichte ging es um Spinat, aus ihrer Sicht „braddelische Brei“. Sprachlich sehr variantenreich war auch ihr Rückblick auf frühere Zeiten und darauf, dass es so etwas wie Freizeit gar nicht gab, da es immer etwas zu tun gab.
Bei de Soldoode
Im ersten Beitrag von Gerd Schäfer ging es um „ussern Fritz bei de Soldoode“. Fritz wurde gemustert und bei der Bundeswehr eingezogen und hatte sich eines Tages nicht rasiert. Er hatte eine gute Ausrede parat: „In usserer Stubb’, do is alles ze eng – des is vielleicht e Gemeng.“ Und so habe er dann wohl offenbar wen anders rasiert. Im Vortrag „Kelle, Kelle, do beste platt“ blickte Schäfer in die Vergangenheit: „Es worn ze mache dausend Sache, wos mer halt alles musst mache“. Lustig auch die Schilderungen „vum Westerwäller Scholdes“.
Hans und Ulrike Freischlag sorgten für viele Lacher. Zunächst ging es um eine Städterin aus Kiel namens Rottraud, die Gefallen an einem Dialektsprecher gefunden hatte. Sie, Veganerin, wurde von ihm, obwohl verheiratet, zur „Wurschtsupp“ eingeladen. Um ihm näher zu kommen, bot sie das Freundschaftstrinken an und erwies sich plötzlich als Beherrscherin des Plattdeutschen. Köstlich war auch eine Anlehnung an eine Vorlage von Loriot. Hans „will häi setze un moi Rou huu“ – da macht ihm seine Frau einen Strich durch die Rechnung. Fazit: „Bei der Fraa musste kerngesund sei.“
Dorothea Schmidt wusste von einem Frosch und einer Kröte zu erzählen, die beide in einen Tonkrug voll Schmand gefallen waren. Es ging um Optimismus und Pessimismus. Die Kröte gab sofort auf und ertrank. Der Frosch sagte sich: „Eisch äjjer meisch net groi, zem sterbe isses noch ze froi“ – so strampelte er um sein Leben, und aus dem Schmand wurde Butter. „Festen Boden unter den Füßen“, konnte der Frosch aus dem Gefäß entkommen und damit sein Leben retten. Fazit: „Wer net off gitt, der gewinnt, wenn de gonze Kroohm gerinnt.“ Gemeinsam sangen zum Schluss alle das Lied „Kein schöner Land“. Nach den Mundartbeiträgen saßen die Besucher noch lange bei Kaffee und Kuchen zusammen und hatten sich viel zu erzählen – natürlich im heimischen Dialekt.
Bild: Nach dem „Trinken auf die Freundschaft“ beherrschte die „Städterin aus Kiel“ plötzlich auch norddeutsches Platt.
Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.
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