Limburg-Lindenholzhausen. Der Ortseingang aus Richtung Limburg ist keine schöne Visitenkarte für Lindenholzhausen. Darüber herrscht im Stadtteil Einigkeit ...
Bild: Das Gelände der ehemaligen Gärtnerei am Ortseingang ist keine schöne Visitenkarte für den Stadtteil. fotos: joachim heidersdorf
LINDENHOLZHAUSEN Markt und Wohnungen auf dem Gelände der ehemaligen Gärtnerei Rompel?
Ortsvorsteherin Barbara Bäcker spricht von einem Schandfleck. "Es wäre gut, wenn da was passieren würde", sagt sie. Doch was aus dem Gelände der ehemaligen Gärtnerei Rompel werden soll, ist umstritten.
Ein Wort genügt bislang, um die Alarmglocken schrillen zu lassen und seit fast zwei Jahren alle Bemühungen um eine Lösung zu stoppen: Eventhalle. Die wollen die Hollesser auf keinen Fall haben. Aber ein solches Objekt war dort nie geplant.
"Wir haben nie über eine Eventhalle nachgedacht", betonen Mehmet Altun und sein Sohn Arif, der das 5500 Quadratmeter große Grundstück 2018 gekauft hat. Auch ihre Architekten Axel und Thomas Schmitt sowie Stadtplanerin Sabine Kraus bestätigen, zu keinem Zeitpunkt über ein solches Objekt gesprochen zu haben.
Und trotzdem ist das Gerücht nicht totzukriegen. "Meistens ist ja etwas dran", sagt Barbara Bäcker. Die Ortsvorsteherin berichtet von der Angst vor einer Eventhalle - und der Befürchtung, dass erst etwas anderes genehmigt und dieses Projekt später über Umwege realisiert werden könnte. Die große Zahl der Stellplätze mache jedenfalls stutzig.
Ob der Ortsbeirat das Vorhaben der Familie Altun, auf dem Areal einen mediterranen Lebensmittelmarkt und darüber mehrere Wohnungen zu errichten und die Gewächshäuser im hinteren Bereich für Obst und Gemüseanbau zu beleben, deshalb kategorisch abgelehnt hat?
Ortsbeirat will nicht mehr Verkehr haben
Barbara Bäcker nennt neben dem Zweifel einen weiteren Grund: "Wir wollen an dieser Stelle generell nichts haben, was Verkehr verursacht. Das ist uns zu groß und zu viel. " Sie spricht von einem sensiblen Bereich für den Ort und verweist dabei auf die an dieser Stelle wichtige Überquerungshilfe für Fußgänger auf dem Weg zu Edeka. Die notwendige Linksabbiegerspur aus Richtung Niederbrechen halte der Ortsbeirat nicht für machbar.
Das Gremium wünscht sich laut Bäcker "etwas Verträgliches - überwiegend Wohnbebauung, die sich der Umgebung anpasst".
Die Vorsteherin führt außerdem ein planungsrechtliches Problem an. Der vordere Teil des Grundstücks ist Mischgebiet, der hintere aber landwirtschaftliche Fläche. Deshalb könnten diese Parzellen nicht bebaut werden. Und an die dahinter verlaufende Ortsumgehung müsse ebenfalls gedacht werden.
"Das tun wir", sagten Thomas und Axel Schmitt, Sabine Kraus und Mehmet Altun in einem Gespräch mit dieser Zeitung und verweisen auf einen Wall. Sie zerstreuten auch die anderen Bedenken. Der Fußgängerüberweg könnte, müsste aber nicht unbedingt versetzt werden; die Linksabbiegerspur sei durchaus machbar und die Gewächshäuser könnten nach vorne gelegt und mit den Stellplätzen getauscht werden.
Der Ortsbeirat wird nicht mehr gehört
Bauherr und Planer bedauern, dass der Ortsbeirat nicht gesprächsbereit gewesen und auch ein gemeinsames Treffen mit den Verantwortlichen der Stadt Limburg ergebnislos geblieben sei. "Wir hätten gerne ein Konzept umgesetzt, das allen gefällt", sagen sie. Nun werde man das Vorhaben ohne Beteiligung des Ortsbeirats nach den Vorschriften des Baugesetzbuchs durchführen. "Wenn alle baurechtlichen und finanziellen Fragen geklärt sind, wird der Bauantrag im nächsten Jahr gestellt", kündigt Mehmet Altun an.
Axel und Thomas Schmitt erläutern weitere Entwürfe, die alle keine Gegenliebe fanden. Darunter der Vorschlag einer reinen Wohnbebauung - allerdings mit insgesamt 18 Häusern, auch in der zweiten Reihe. "Das hätte für Lindenholzhausen interessant sein können", meinen die Architekten.
Der erste Plan wird modifiziert
Auf die Idee der Macher der Homepage "Lindenholzhausen.de" waren sie nicht gekommen. "Park & Dine in Hollesse", lautete die Überschrift eines Bericht über einen 1000 Quadratmeter großen Rikscha-Bahnhof, über dem auf zwei bis fünf Etagen Wohnungen entstehen sollten. Die Leute sollten da parken und würden mit Rikscha-Pedelecs in die Limburger Grabenstraße (zum "La Strada" der Altuns) gefahren. Veröffentlicht wurde dies am 1. April 2019. . .
Dem Investor und den Planern ist in dieser Sache freilich nicht mehr zum Lachen zumute. Nachdem ihre Versuche einer einvernehmlichen Lösung gescheitert sind, holen sie jetzt wieder den ursprünglichen Plan aus der Schublade. "Den werden wir etwas modifizieren", so Axel Schmitt.
An der Frankfurter Straße soll es ein Gebäude mit mediterraner Feinkost, Imbiss und einem Laden für Obst, Gemüse und Fleisch geben. In der ersten und möglicherweise zweiten Etage sind Wohnungen vorgesehen. "Zahl und Größe liegen noch nicht fest", so Thomas Schmitt.
Gegenüber, an der Ortsdurchfahrt, sind verschiedene Marktstände geplant. Dort könnten auch Hollesser Produkte wie Rapsöl, Honig und Wurst angeboten werden.
Die Gewächshäuser bleiben möglicherweise erst einmal außen vor. "Was sehr schade wäre", so Sabine Kraus", weil landwirtschaftliche Produktion doch voll im Trend liegt".
Zweifellos mehr als Eventhallen.
Bild: So sollte das Areal neu gestaltet werden.
Joachim HEIDERSDORF
Das sagt die Stadt zu dem Vorhaben
Die Stadt Limburg hatte kein Interesse, das Gelände der Gärtnerei Rompel oder Teile davon zu kaufen. Es sei deswegen auch nie darüber verhandelt worden, teilt die Pressestelle auf Anfrage dieser Zeitung mit. Auch davon war gerüchteweise die Rede.
Laut Verwaltung teilt die Fläche der ehemaligen Gärtnerei sich in zwei verschiedene Bereiche auf: In einen unbeplanten Innenbereich und in eine Fläche, die als Außenbereich zu bewerten ist. "Nach dem jetzigen Stand ist nur die Fläche des Innenbereichs nach § 34 Baugesetzbuch bebaubar, das heißt, die umgebende Bebauung ist maßgebend für die Beurteilung des zu genehmigenden Vorhabens. Sollte eine Bebauung im Außenbereich vorgesehen sein, dann muss ein Privilegierungstatbestand (unter anderem landwirtschaftliche Nutzung) gegeben sein oder ein Bauleitplanverfahren eingeleitet werden", so die Stadt. Mit dem Investor sei abgesprochen, dass im Falle einer konkreten Planung eine Bauvoranfrage zu stellen ist, um zu prüfen, inwieweit das Vorhaben in seinen Grundzügen genehmigungsfähig ist.
Aufgrund der aktuellen Situation in der Stadt halte Bürgermeister Dr. Marius Hahn die Realisierung von bezahlbarem Wohnraum für angebracht. hei
Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.
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