Limburg-Lindenholzhausen. Wer noch nie einen Alien gesehen hat, dürfte als Gast von Bernhard Rompel doch ein wenig Herzklopfen bekommen. In seinem Hof erwarten drei waschechte Außerirdische alle Gäste ...
Bild: Wer den Hof in der Stiegelstraße 12 betritt, könnte denken, hier sei eben ein Ufo gelandet: Munter blinkend erwarten drei spektakuläre Außerirdische die Besucher - Bernhard Rompel arbeitet an der Alien-Schnauze.
Bernhard Rompel baut seine eigenen Außerirdischen
Von ANETTE IN CONCAS
Zum Bestaunen und, – wenn man sich traut – auch vorsichtig zum Anfassen. Die Fantasie bekommt Flügel, wenn einem die drei grimmigen Metallmänner mit den Klauen und Hornschwänzen ins Auge blicken. Wer aber in das ausgeglichene, freundliche Gesicht ihres Schöpfers schaut, weiß, dass diese Aliens nichts Böses im Sinn haben können.
Bild: Die drei Lindenholzhäuser Außerirdischen wurden aus ehemaligen Motorrad- Motoren, Fahrradketten und anderen Metallteilen gestaltet. Sie werden jetzt in der Kreissparkasse in Limburg ausgestellt - Foto: Uli Rompel
Bernhard Rompel hat sie im vergangenen Jahr gebaut. 81 Jahre alt musste der Lindenholzhäuser Schmied werden, um sich erstmals auf die geheimnisvollen Spuren der Außerirdischen zu begeben. Das geschah auf Wunsch seines Sohnes Uli, der aus einem der Alien-Kinofilme kam und seinen talentierten Vater, der schon viel Schönes geschaffen hat, fragte, ob er ihm nicht einen Alien bauen könnte – sozusagen für den Vorgarten. So recht wollte Vater Bernhard eigentlich nicht und er lehnte ab. Aber in seinem findigen Kopf setzte sich die Idee nach und nach fest, und er begann still und leise in seiner Werkstatt Ausschau nach Bauteilen zu halten. Fündig wurde der Cäcilia-Sänger unter anderem bei drei ausgebauten Motoren seiner ehemaligen Motorräder. Ein 50-Kubikzentimeter-Zündapp-Motor, ein 175-Kubikzentimeter-Ardie und ein 125-Kubikzentimeter-Maico-Motor fielen den Aliens zum Opfer und wurden sorgfältig auseinandergebaut. Als der Vorrat des heimlichen Sammlers, der auch dem Sohn nichts von seinem Vorhaben erzählte, an Zahnrädern, Kupplungsteilen, Ritzeln, Ketten, aber auch Teilen von alten Staubsaugern und anderen Maschinenteilen groß genug war, begann der Schmied mit einem Gerüst zum Aufbau der Statue. Unter seinen Händen verwandelten sich die Maschinenteile zu Standfüßen mit Krallen, Beinteilen mit Waden sowie Knie und Schenkel – Bernhard Rompel hämmerte und schweißte und so wuchs nach und nach in der Werkstatt ein kleiner Alien, der auf einem Podest stehend 31 Kilo schwer ist und Einmeterdreiunddreißig groß ist. Das massive Metall-Kunstwerk bekam einen Panzerrücken und einen abnehmbaren Schwanz. Für den letzten Schliff sorgte eine Sandstrahlung mit Quarzsand und eine Versiegelung mit Zaponlack.
Der Außerirdische wurde mit viel Beifall in die Familie aufgenommen – und da Bernhard Rompel selbst viel Vergnügen an der neuen Herausforderung gefunden hatte und noch etliche kleine Metallteile zur Verfügung standen, beschloss er, seinem Metallschützling noch zwei Brüder zu schenken. Mit der Erfahrung ihres Schöpfers wuchsen auch die Außerirdischen. Der zweite Alien war nach einer Bauzeit von 110 Stunden – für den ersten hatte er 90 Stunden gebraucht – schon 145 Zentimeter groß und stand nicht mehr auf einem Podest. Und der dritte wurde zum großen Bruder: Er misst einen Meter und zweiundachtzig Zentimeter, wiegt stattliche 87 Kilogramm und besteht ebenso wie seine Geschwister aus ehemaligen Maschinenteilen, die unter den geschickten Händen von Bernhard Rompel Gestalt annahmen. Perfektioniert wird die Illusion von kleinen Blinklämpchen, die im Bauch und Gedärm der Herren stecken.
Handwerks-Denkmal
Natürlich sind die Aliens nicht die ersten Kunstwerke des vielseitig interessierten Schmieds, der als Maschinenschlosser in Limburg und anschließend 24 Jahre lang bis zu seiner Pensionierung bei der Bundeswehr arbeitete. In seinem Hof hat er Ahlen, Kellen, Sägen, Hammer und viele andere Werkzeuge zu einem „Denkmal des Handwerks“ zusammengefügt. Die mannshohe Skulptur erzählt von allen wichtigen Handwerksberufen und den Mitteln, die die Menschen dazu benutzen oder benutzt haben. Auch das Eingangstor neben dem Eierautomaten ist ein Werk des kreativen Mannes, der immer dann, wenn was klemmt, von Nachbarn, Freunden oder Dorfbewohnern um Hilfe gebeten wird. „Bernhard, mein Rasenmäher funktioniert nicht“ oder „Kannst Du mal nach der Sense schauen“, sind bekannte Worte im Hof und Haus der Familie Rompel, zu der seit 1958 auch Ehefrau Margarete gehört.
Bild: Die Rompel-Werkstatt ist ein echter Treffpunkt - Foto: Anette in Concas
Für den Lubentiusbrunnen hat er sich schon mehrfach eingesetzt und sogar eine Chronik zusammengetragen – unter anderem mit den Nicknamen der Lindenholzhäuser Bewohner. Ob die drei Aliens auch einen Dorfnamen bekommen? Möglich wäre es schon. Aber jetzt ziehen die Herren erst einmal für einige Tage aus und gehen nach Limburg. Dort können sie ab Dienstag, 20 Oktober, bis zum Freitag, 6. November, in der Kundenhalle der Kreissparkasse zu den Öffnungszeiten bewundert werden. Aber keine Sorge. Sie kommen mit dem Auto – und nicht mit dem Ufo!
[Hier] findet man einen weiteren Artikel zum Thema mit vielen Bildern.
Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.
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