Limburg-Lindenholzhausen. Zu eng und zu gefährlich: Für Passanten mit Rollatoren und Kinderwagen ist die Überquerung der B 8 an der Ortsausfahrt Lindenholzhausen in Richtung Niederbrechen eine Herausforderung. Wann Hessen Mobil da Abhilfe schafft, ist noch nicht klar. Klar ist hingegen, dass die Lindenholzhäuser Ortsumgehung erst nach 2021 verwirklicht wird ...
Bild: Ortsausgang in Richtung Niederbrechen ist auf einer Seite viel zu eng - Foto: Johannes Koenig
Umbau der Verkehrsinsel Lindenholzhausen
Von JOHANNES KOENIG
Angela Zeidler aus Lindenholzhausen braucht starke Nerven: In nur knapp einem Meter Entfernung sausen direkt vor ihr die Autos auf der B 8 vorbei. Mit ihrem Rollator in der Hand steht sie vor der Verkehrsinsel an der Ortsausfahrt in Richtung Niederbrechen. Bietet der auf der gegenüberliegenden Seite gelegene kombinierte Fußgänger- und Radweg noch genügend Platz für Rollatoren und Kinderwagen, so ist es auf der rechten Seite der Straße eng. Und wenn man, wie Angela Zeidler, ein Gefährt vor sich herschiebt sogar sehr eng. Denn der Bürgersteig ist an der Stelle nur ganze 1,20 Meter breit.
Eine gerade um die Ecke biegende Kindergruppe lässt den Übergang daher gleich links liegen. „Die Kinder laufen paarweise. Wenn sie hier rüberlaufen, können sie gar nicht richtig auf den Bürgersteig einbiegen“, weiß Ehemann Franz-Josef Zeidler. Als ehemaliger, langjähriger Ortsvorsteher sowie als betroffener Anwohner hat er Planung und Bau des Übergangs genau verfolgt. „Der bisherige Eigentümer des Nachbargrundstücks wollte nicht verkaufen“, erklärt er den Grund für die herrschende Enge.
Noch keine Antwort
Für die B 8 und somit auch für die Verkehrsinsel ist aber Hessen Mobil zuständig: „Anfragen und Anträge müssen über die Stadt erfolgen“, weiß Ortsvorsteherin Barbara Bäcker (CDU). Bereits vor über einem Jahr beschloss der Ortsbeirat daher einstimmig, den Limburger Magistrat zu bitten, an Hessen Mobil heranzutreten. Der Magistrat sollte beantragen, die Verkehrsinsel etwa 30 Meter weiter in Richtung Ortsausfahrt, hinter die Einmündung Albanusstraße zu verlegen. „Bisher haben wir vom Magistrat aber noch keine Antwort erhalten“, sagt die Ortsvorsteherin.
„Die Verlegung der Verkehrsinsel auf der B8 muss mit verschiedenen Behörden abgestimmt werden“, erklärt der Sprecher der Stadt, Johannes Laubach, die bisherig Verzögerung. „Hessen Mobil gehört dazu, aber auch die Straßenverkehrsbehörde des Landkreises, die Polizei und auch die Limburger Straßenverkehrsbehörde.“ Nach einem Ortstermin könnte man dann Genaueres sagen. Abhilfe würde auch die lange geplante B 8-Ortsumgehung schaffen. „So einen großen Stapel an Akten gab es schon zu meiner Zeit als Ortsvorsteher“, erinnert sich Franz-Josef Zeidler an die vielen Vorschläge. Der Streckenverlauf stehe inzwischen fest: Die Umgehung soll parallel zur Autobahn verlaufen. Allerdings habe er gehört, dass für die Umsetzung kein Geld mehr da ist.
„Die Kassen beim Bund sind randvoll gefüllt. Alle Projekte mit Baureife können begonnen werden“, stellt dagegen der Bundestagsabgeordnete Klaus-Peter Willsch (CDU) klar. „Die Vorplanung für das Projekt ist bereits abgeschlossen“, bestätigt er. Die Ortsumgehung soll etwa 2,6 Kilometer lang sein und etwa 5,2 Millionen Euro kosten. „Im Bundesverkehrswegeplan ist sie in die Kategorie ’vordringlicher Bedarf‘ eingestuft worden, soll also bis 2030 umgesetzt werden.“
Kapazitäten begrenzt
Leider seien die Planungskapazitäten des Landes Hessen begrenzt. So hatte das hessische Verkehrsministerium eine Liste mit Projekten vorgelegt, die bis 2021 mit Priorität vorangetrieben werden sollen. „Lindenholzhausen ist darin nicht enthalten, was ich persönlich bedauere. Das steht aber nicht im Widerspruch zu einer möglichen Umsetzung bis zum Jahr 2030“, erklärt Willsch. Mehrfach habe er den hessischen Verkehrsminister Al-Wazir ermahnt, neue Planungskapazitäten zu schaffen. Der Landtag hatte diese auch beschlossen. „Aber angesichts der Arbeitsmarktlage für Bauingenieure findet man zurzeit schlicht keine Bewerber.“
Ganz unumstritten ist die Umgehung in Lindenholzhausen ohnehin nicht: Zum einen müssten dann bereits von heimischen Firmen genutzte Gewerbeflächen aufgeben werden. Zum anderen befürchten Tankstellen- und Restaurantbetreiber eine ähnliche Entwicklung wie in Oberbrechen. Dort hat die Umgehung zu einem Sterben der bisher an der B 8 gelegenen Geschäfte und Restaurants geführt. Sorgen, die Frank-Josef Zeidler durchaus teilt: „Die leben hier auch vom Durchgangsverkehr. Lindenholzhausen allein reicht da nicht.“
Gehweg muss mindestens 2,50 Meter breit sein
Laut dem „Zentralen Handbuch“ von Hessen Mobill orientieren sich Mindestgehwegbreiten von 2,50 Meter an der Forderung nach der Begegnungsmöglichkeit zweier Fußgänger einschließlich Sicherheitsraum, so dass Fußgänger nicht auf die Fahrbahn ausweichen müssen. Um örtliche Besonderheiten sowie die Funktion der Straße zu berücksichtigen, sind die Richtwerte für den zusätzlichen Raumbedarf im Seitenraum zu beachten.
Gehwege sind förderfähig, wenn sie mindestens 1,50m breit sind (bzw. auf kurzen Engstellen bis ca. 20m Länge 1,20m breit) und zur Verbesserung der Verkehrsverhältnisse beitragen. Von Fußgängern nutzbare oder genutzte Flächen mit Minderbreiten sind keine Gehwege und daher nicht förderfähig. Die Kosten für diese Flächen im Seitenstreifen sind den nichtzuwendungsfähigen Kosten zuzuordnen. Wenn in einer Straße mit Bebauung beidseitig keine Gehwege geplant sind und für Fußgänger keine sicheren Wegeverbindungen bestehen, ist die gesamte Fördermaßnahme nicht förderwürdig. red
Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.
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