Limburg. Es funktioniert wie Trampen, nur ohne Daumen. Auf eine Bank setzen und warten, bis jemand mit dem Auto anhält und einen privat mitnimmt. In den Stadtteilen wird über die Einführung von Mitfahrbänken diskutiert. Wenn der allgemeine Wunsch besteht, sollen sie 2019 kommen ...
In den Stadtteilen wird über die Einführung von Mitfahrbänken diskutiert
VON STEFAN DICKMANN
Mehrere Ortsbeiräte wollen sich in diesem Frühjahr mit der Einrichtung von Mitfahrbänken beschäftigen. Diese Bänke wären mit einem Schild gekennzeichnet. Wer dort sitzt, wünscht, mit dem Auto mitgenommen zu werden – zum Beispiel zu einem Supermarkt oder zum Einkaufen in der Stadt. Zurück geht es genauso: Auf die Bank und ab ins Auto. Eine Umsetzung wäre im nächsten Jahr möglich, sofern die Ortsbeiräte dies wünschen.
Nach Angaben von Bürgermeister Dr. Marius Hahn (SPD) sind bereits mehrere Standortvorschläge für alle Stadtteile entwickelt worden. Das geht aus einer Antwort Hahns auf eine Anfrage der SPD-Stadtverordneten Marietta Arnold hervor. Sie hatte sich nach dem Stand der Dinge erkundigt, nachdem ihre Fraktion im Oktober vergangenen Jahres das Aufstellen von Mitfahrbänken beantragt hatte, um zu einer besseren Mobilität älterer Menschen beizutragen.
„Im Kern eine gute Sache“
„Im Grunde praktizieren wir Eschhöfer das schon seit Jahren“, sagt Ortsvorsteher Daniel Stenger (CDU). „Wenn wir an der Bushaltestelle am Eschhöfer Weg einen Eschhöfer stehen sehen, halten wir mit dem Auto an und nehmen ihn mit. Das habe ich auch schon gemacht.“ Aber er werde das Thema Mitfahrbänke im Ortsbeirat ansprechen, auch, um eine bessere Anbindung an den Rewe-Markt in Runkel-Ennerich zu schaffen, der für die Nahversorgung in Eschhofen sehr wichtig sei. „Im Kern ist das eine gute Sache“, sagt er.
Auch die Ortsvorsteherin der Innenstadt, Siggi Wolf (CDU), möchte das Thema Mitfahrbänke in der kommenden Sitzung des Ortsbeirats aufgreifen. Diese Form der Mitfahrgelegenheit in die Stadt könnte vor allem für die Bürger in Blumenrod und in der Brückenvorstadt interessant sein. Gleichwohl sieht sie einen Unterschied zwischen der Innenstadt und den Stadtteilen. „Dort kennt jeder jeden, das ist in Limburg anders“, sagt sie. Als im Ortsbeirat das Thema schon einmal angeschnitten worden sei, sei auch über die Risiken gesprochen worden. „Was ist, wenn jemand eine ältere Frau mitnimmt und ihr das Portemonnaie wegnimmt?“ Trotz dieses Risikos, über das gesprochen werde müsse, stehe sie aber Mitfahrbänken positiv gegenüber. „Das ist eine schöne Sache. Ich würde auch jemand mitnehmen, der auf einer Mitfahrbank sitzt“, sagt die Ortsvorsteherin.
Auch die Lindenholzhäuser Ortsvorsteherin Barbara Bäcker (CDU) weist auf das Risiko mit „bösen Buben“ hin, macht aber deutlich, dass sie das Thema nicht kaputtreden will, weil es sich „um keine schlechte Idee“ handelt. Ein möglicher Standort für eine Mitfahrbank könnte der Brunnenplatz in Lindenholzhausen sei. Das sei eine gute Alternative für ältere und jüngere Menschen, die kein Auto haben; zumal die Anbindung der Stadtteile durch die Busse „nicht prickelnd“ sei. Denn mehr Mobilität bedeute mehr Freiheit.
In Staffel waren Mitfahrbänke schon im Herbst 2015 ein Thema, nachdem der Edeka-Markt schloss, berichtet Ortsvorsteher Dr. Matthias Schellhorn (SPD), allerdings sei damals eine „Einkaufshaltestelle“, um zum Lidl am Ortsrand zu kommen, auf eine verhaltene Resonanz bei den Staffelern gestoßen. Auch wenn sich in der Koblenzer Straße ein neuer Edeka-Markt ansiedeln werde, machten Mitfahrbänke aus seiner Sicht durchaus Sinn, um zum Beispiel besser in die Stadt zu kommen, ohne auf Busse oder das Anrufsammeltaxi angewiesen zu sein. „Ich begrüße das“, sagt Schellhorn. Deshalb werde er das Thema in der nächsten Sitzung des Ortsbeirats Staffel ansprechen.
Wie geht es jetzt weiter? Die Verwaltung wartet nun auf eine Rückmeldung aus den Ortsbeiräten. Sollte in den Stadtteilen der Wunsch bestehen, Mitfahrbänke aufzustellen, will die Verwaltung nach Angaben des Bürgermeisters eine Kostenschätzung vornehmen lassen, „die spätestens zu den Beratungen des Haushaltsentwurfs 2019 vorliegen wird“.
Vorreiter ist Bad Camberg. Seit Sommer 2017 gibt es dort eine Mitfahrbank – die erste im Kreis. Sie verbindet die Kurstadt mit Beuerbach, wo schon etwas länger eine weitere Bank steht. Das Angebot wird gut angenommen – vor allem von den Beuerbachern, die in Bad Camberg einkaufen oder zum Arzt gehen. Die Buslinie zwischen beiden Orten war vor drei Jahren eingestellt worden.
Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.
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